15. Mai 2015

Sco 2015 - Tag 2 - Der eigentliche Höhepunkt der Tour

Schon in der Nacht wurde das Zelt immer von Windböen gerüttelt und auch der Wetterbericht hatte ab diesem Tag nicht mehr strahlende Sonne, sondern Regen und Wolken und kältere Temperaturen gemeldet. Ein erster Blick aus dem Zelt bestätigte das auch. Der Himmel war grau in grau, das Loch war unruhig und die kleinen Wellen platschten ans Ufer. Dazu ein recht starker Wind der dafür gesorgt hatte, dass wir ein Handtuch, welches über die Zeltschnur gehängt war, ca 20m weiter an einem Fels vorfanden. Eine Tüte mit 2 Wechsel-T-Shirts, die ich am Abend zuvor draussen vergessen hatte, blieb ganz verschwunden. Schade, das sich das Wetter doch so eingetrübt hatte, aber das hier war Schottland und nicht Teneriffa und mit dem sonnigen Vortag hatten wir großes Glück.


Der Triple Buttress am nächsten Morgen


Morrissons Gully - auch eine Abstiegsmöglichkeit vom Sail Mhor

Nach einem Frühstück packten wir die Sachen und machten uns auf den Weg vom Loch in Richtung Strasse vorbei an Morrissons Gully, wanderten aber dann weglos ins Allt MhicNobaill , also grob in Richtung Ben Alligin und nach einer Weile fanden wir auch den Pfad, der nördlich des Liathach Massivs zum Alligin führt. Hier wollten wir am Loch Grobaigh zelten. Dort angekommen entpuppte sich der See aber als nicht gut geeignet, es fand sich einfach keine flache Stelle rings ums Ufer. Also wanderten wir weiter in Richtung Westen und fanden bei ca 500m weiter eine schöne Stelle an einem kleinen Bach der vom Liathach herunterfließt.


Ein kleiner Freund am zweiten Camp


Erstmal ein Süppchen

Schnell wurden die Zelte aufgebaut und erstmal ein Süppchen gekocht. Der Weg bis hierher war zwar nicht allzu weit gewesen, aber vor der Liathach Traverse hatten wir doch einigen Respekt und wollten genug Kraft für die Wanderung haben. Außerdem hatten wir vom Sail Mhor am Vortag den ersten Blick auf Liathach werfen können und mussten unsere Route überdenken. Auf walkhighlands (meine unerschöpfliche Ressource für die Tourplanung) hatte ich einen Trip Report gelesen, in welchem das östliche Ende von Norden aus in einer kleinen Schlucht erklommen wurde. Dann fand sich noch ein weiterer TR in welchem direkt die Ostflanke begangen wurde. Beides wären Möglichkeiten für uns, da wir mit unserem Zelt im Norden des Berges waren, die Hauptroute aber aus dem südlichen Tal auf dem Mullach an Rathain hoch und vom Spidean a Choire Leith wieder ins Tal hinunter. Für uns hätte das bedeutet, das wir um den kompletten Berg hätten herumlaufen müssen um wieder zum Zelt zu kommen. Der Aufstieg zum Mullach war dagegen kein Problem, da dieser Munro eine recht flache Nordseite aufweist. Den Abstieg wollten wir dann ggf. vor Ort entscheiden.
So zogen wir los, die Rucksäcke blieben im Zelt zurück, bis auf einen, in dem alle Regensachen und die Verpflegung war, welchen dann unser Fittester aufschulterte (Das war zwar eine gute Idee, wenn aber mein Wasser und meine Müsliriegel 100m vor mir laufen ist das auch nicht ideal).


Aufstieg zum Mullach na Rathain, Sail Mhor und Beinn Eighe Ridge im Hintergrund

Auf halber Höhe zum Mullach erwischte uns dann der Regen. Bis dahin war es zwar windig und bewölkt gewesen, aber immerhin trocken geblieben. Nun setzte der Regen ein. Immer mal wieder ein, es schauerte es kurz, so dass wir nun die Regenklamotten anzogen und auch bis zum Ende der Tour auch nicht mehr ausziehen brauchten (ok, im Zelt natürlich schon ).
Je höher wir kamen, desto kälter und windiger wurde es. Außerdem zog sich der Anstieg ganz schön hin, war aber durch die fehlende Last auf dem Rücken und den Gras/Fels -Untergrund viel einfacher als die Gerölllraxelei vom Vortag. Ab 850m begannen die Wolken und auf dem 1023m Mullach an Rathain angekommen sahen wir fast nichts. Der Blick nach Westen auf Torridon und Inveralligin war zugezogen, lediglich die Pinnacles im Osten der Ridge waren ab und zu sichtbar und sahen ziemlich furchteinflössend aus.


Blick vom Mulla na Rathain nach Osten - Nix zu sehen


Der Meall Dearg ein Vorgipfel des Mullach und das Loch Coire na Caime


Die Pinnacles und weit dahinter der Spidean

Der Ridge nach Osten folgend, war der Pfad aber zuerst einfach und auch sehr ausgelatscht, immerhin ist die Liathach Traverse einer der beliebtesten Tageswanderung in der Gegend. Die Entfernungen hier oben sind relativ klein und insgesamt liegen die beiden Munros nicht weiter auseinander als 1,5km, aber die 500m der Pinnacles haben es in sich. Unsere Gruppe teilte sich und während die einen den einfacheren Bypass wählten, versuchten mein Kumpel und in uns an den Pinnacles und dem Pfad darüber.


Blick aufs Loch na Caime von den Pinnacles

Ich hatte vorher schon einiges über diesen Abschnitt gelesen und je nach Sicht des Autors war es entweder eine haarsträubende und gefährliche Kraxelei oder eine einfache Wanderung mit einigen wenigen ausgesetzten. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen, ich empfand nur ein zwei Stellen als schwierig wobei dort vor allem die Ausgesetztheit und die nassen Felsen für mich die Schwierigkeit darstellten. Insgesamt waren es 3 Pinnacles, alle sahen von unten ziemlich unüberwindbar aus, aber irgendwo zwischen den Felsen zog sich ein Pfad empor. Ab und an gaben die Wolken den Blick nach Norden frei, wo sich tief unten im Corrie das Loch Coire na Caime befand.


Pinnacles Eins - rechts geht der Bypass weg, unser Weg führt darüber


Im Pinnacles Abschnitt - ca 400m tiefer das Loch na Caime


ein Blick zurück auf die Pinnacles

Ich weiss nicht mehr wie lange wir für die Überquerung brauchten, jedenfalls war von der Gruppe die den Bypass gelaufen war, nach der dritten Spitze nichts mehr zu sehen und es begann der Aufstieg auf den Spidean, dessen Gipfel völlig im Nebel verschwunden war. Es gab aber ja nur eine Richtung, nach oben aber das Laufen über die großen Felsbrocken war nicht einfach. Es rutschte zwar nichts, aber die Schritte wollten trotzdem auf einem festen Stein platziert werden, der nicht sofort kippelte. Oben angekommen fanden wir den Rest unserer Gruppe frierend (sie warteten wohl schon eine ganze Weile) vor, so dass wir uns nicht lange aufhielten (ein heisser Tee musste aber sein) und dann ging es weiter nach Osten. Oder das was ich dafür hielt. Im dichten Nebel folgten wir einem Grat, den wir für den richtigen hielten, stellten aber nach 100m fest, das dieser immer steiler nach unten ging und irgendwie fanden sich auch keine Spuren auf diesem sonst so oft begangenen Berg. Also warfen wir einen Blick aufs GPS und siehe, wir waren nach NW gegangen anstatt nach Osten. Ohne Sicht ist es eben echt schwierig wenn mal nur auf das Gefühl vertraut und nicht mal den Kompass zu Rate zieht. Auf dem östlichen Grat fanden wir denn auch die erwarteten Spuren eines Weges und begannen mit dem Abstieg auf den Sattel zwischen Spidean und Stob im Osten. Dort angekommen war der Weg auf einmal wieder weg so dass wir am eigentlichen Gipfel südlich am Hang vorbei liefen. Danach führte der Kamm wieder abwärts und wenig später kamen wir am der Gabelung wo der Hauptpfad nach Süden ins Tal führte an.


Abstieg vom Spidean a Choire Leith im Nebel, diesmal auf dem richtigen Weg

Die Diskussion ob wir weiter in Richtung Osten liefen und dann uns einen eigenen Weg nach unten suchten, hatte sich aufgrund der schlechten Sicht und des kalten Winds und Regen erledigt. Wir wollten nur doch auf sicherem Weg ins Tal und nicht bei Nebel in der steilen Ostflanken umherkraxeln und wohlmöglich noch abstürzen. So folgten wir dem zu Anfang sehr steilen Pfad ins Tal. Auf etwas 800m Höhe war die untere Wolkengrenze erreicht und wir hatten einen schönen Blick auf den River Torridon und den dahinter liegenden Hügel Seana Meallan.


Wow Effekt beim Unterschreiten der Wolkendecke - Das Glen Torridon


Blick zurück beim Abstieg


Fallendes Wasser


Schon fast unten

Der Pfad selbst war für die Knie der Tod. Recht steil und vor allem im oberen Teil mit größeren Unebenheiten wo man recht weit hinuntersteigen musste. Weiter unten wurde es flacher und der Weg auch gepflegte und teilweise war er sogar ausgebaut. Vorbei an einem schönen Wasserfall erreichten wir alsbald das Tal. Leider das falsche Tal, denn während unsere Zelte nördlich des Liathach standen, waren wir nun genau südlich und mussten um den Berg zurück laufen. Dazu folgten wir zuerst der schmalen Strasse nach Osten bis zur Brücke über den Allt a Choire Dhub Mhor und dann Pfad zum Triple Buttress nach Norden bevor wir dann nach ca. 3km dem Pfad nach Westen zum Ben Alligin liefen und nach weiteren 2km bei den Zelten ankamen. Dort angekommen bemerkten wir erstmal wie spät es schon war (19:45 Ortszeit), da mangels Sonnenstand und Uhr uns das Zeitgefühl abhanden gekommen war. Wir kochten schnell etwas Wasser und dann gab es leckeres Couscous (Fertigmischung) und wenig später lagen alle in den Schlafsäcken.


Etwas Beinarbeit später


Ein letzer Blick aus dem Zelt, danach ging es in den Schlafsack

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