5. Mai 2017

Sco2017 - Tag 1 - Die "Strathfarrar Four"

Entfernung: 31 km
Anstieg: 2100m

Wir erwachten zum leisen Plätschern des Flusses und Sonnenschein. Sehr angenehm. Laut Wetterbericht hatten wir einen sonnigen und milden Tag vor uns und ganz augenscheinlich stimmte das zur Abwechslung auch.


Ein schöner Morgen am River Meig bei Scardroy


Frühstück

Der Plan für den heutigen Tag war allerdings ziemlich straff. Zunächst wollten wir die fehlenden 7km bis zum ursprünglich geplanten Camp am Loch an Caoidhe (für die Richtigkeit der gälischen Ort- und Bergnamen wird in diesem Bericht keine Gewähr übernommen ). Von dort sollte es in einer großen Runde über die 4 Strathfarrar Munros gehen.


Ruinen der Highland Clearings

Nach einem kurzen Frühstück brachen wir also recht bald auf und folgten einem Pfad welcher zunächst dem Fluss folgte, dann aber nach ca. 1.5 km Richtung SW abbog. Von hier ging es erstmal bergan über einen kleinen Sattel und dann hinab zum Loch. An dessen Westende fand sich eine ideale Stelle fürs Camp nahe der alten Ruine, wo wir uns nach dem Aufstellen der Zelte sogar noch ein Süppchen gönnten. Hier floss ein kleiner Bach ins Loch, der uns mit frischem Wasser versorgte.


Loch na Caoidhe und die Strathfarrar Munros


Eine Erfrischung


kleiner Besucher im Camp


Campstelle

Trotzdem hörten wir den Ruf der Berge und packten die nötigsten Sachen in einen Rucksack, den anschließend unser Fittester über die Berge schleppen durfte. Ich hatte für Trinkflasche und Müsliriegel einen kleinen Tatonka Faltrucksack
dabei. Alles in allem vllt 2kg schwer und damit ein Federgewicht im Vergleich zum ca. 20kg schweren Trekkingrucksack. Zunächst liefen wir den Fluß aufwärts folgend nach SW, bogen dann aber nach Süden ab und folgten dem kaum sichtbaren Pfad Richtung Loch Monar bergauf. Auf dem Sattel folgten wir einfach in gerader Linie zum nächsten Gipfel, dem Sgurr Na Fearsteig.


Was ist das denn? Eine Umkleidekabine? Ein Ufo? Jedenfalls lagen einige alte Antennen darin.

Ehrlich gesagt gierten wir an diesem Punkt danach endlich den verdienten Gipfelschluck zu geniessen, aber Sgurr na Fearsteig ist kein Munro. Demnach gabs auch keinen Schluck. Hier oben trafen wir den ersten Wanderer des Tages, welcher mit seinem Hund gerade den 4ten der 4 Munros absolviert hatte und nun zurück ins Glen Strahtfarrar wollte. Dann trotteten wir weiter zum Sgurr Fhuar-Thuill.


Ein Blick aufs Loch Monar


Sgurr Na Muice

einfach nur dem Kamm folgen

Dort genehmigten wir uns jedern einen großen Schluck vom "The famous Grouse - Smoky Black". Um jegliche Kritik vorwegzunehmen: Ich weiss, es ist kein besonderer Single Malt sondern lediglich ein Blended. Aber nachdem die Flasche auf dem Beinn Eighe sich noch fast voll in die Schlucht verabschiedete, sind wir etwas vorsichtig geworden. Außerdem hat der Smoky Black einen hohen Anteil torfige Whiskies und schmeckt durchaus gut.
Die nächsten Gipfel hinterließen ehrlich gesagt keinen besonderen Eindruck. Nach den Highlights der letzten Jahre, Beinn Eighe, An Teallach, die Grey Corries, Sgurr na Ciche, usw. waren dies einfach nette kleine Berge über die man schnell drüber wandert. Keine Highs, keine Lows. Irgendwann später kamen wir auf dem Sgurr a Choire Ghlais an, dem zweiten Munro des Tages und der Tour. Bei ein paar Keksen und dem obligatorischen Gipfelschluck diskutierten wir, wie wir nun weiter machen wollten.


Panorama vom Creag Ghorm


Zum Sgurr a Choire Ghlais


Unser sherpa


Der Mond war in den 4 Tagen immer irgendwie am Himmel


Gut gelaunt zum Carn nan Gobhar

Aktuell war es 15:30 und wir hatten 2 von 4 Munros geschafft. Allerdings (wenn wir die 7km am Morgen nicht einrechnen), hatten wir noch nicht einmal die Hälfte der Runde absolviert. Die Frage war nun, Sgurr na Ruaidhe, der östlichste Munro weglassen oder doch einen Umweg dahin machen.
Wir entschieden uns dazu, uns aufzuteilen. Die jüngeren Munro-Bagger trennten sich am Carn nan Gobhar (Munro 3) von Alterpräsidenten, welcher von hier ins Tal des River Orrin abstieg und dann nach Westen zurück zu den Zelten lief. Wir 3 anderen wollten uns den kleinen Umweg von ca. 4km nicht nehmen lassen und strebten dem Sgurr na Ruaidhe zu.


Spass am trig point :wink:


der lange Umweg zum Sgurr na Ruaidhe


wenn Berge langweilig sein können, dann ist Sgurr na Ruaidhe ein echter Langweiler

Zu diesem Zeitpunkt merkte ich bereits in den Beinen und vor allem im kleinen Zeh wie lange dieser Tag bereits war. Der lange Anstieg hinauf zum Gipfel des Ruaidhe tat sein übriges und es wurde ein langer, zäher Trott hinauf. Dabei war es nicht besonders hilfreich, dass meine 2 Freunde hinaufstürmten und bald nur noch als kleine Punkte am Gipfel zu sehen waren. Nun gut, ihre Bergfitness war definitiv besser als meine. Oben angekommen war es ziemlich windig, so dass wir gar nicht lang auf Munro Nr 4 bummelten und ziemlich fix wieder umkehrten zurück zum Carn nan Gobhar.


Auf dem Sgurr na Ruaidhe

Der Umkehrpunkt war gleichzeitig die Hälfte der Runde und das bedeutete, dass wir noch einen ziemlich langen Weg (ca. 11km) zurück gehen mussten. Carn nan Gobhar liessen wir links liegen und querten in Tal Coire nan Each. Hier hatten wir das Glück ein Pärchen Moorhühner aufzustöbern, welche dann vor uns herliefen. Schöne Tiere. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut sie versteckt und getarnt sind, bis sie hochschrecken und man plötzlich wenige Meter neben sich einen Vogel losstürmen sieht. Mal von diesem kleinen Höhepunkt abgesehen war die Strecke (ich vermeide das Wort "Weg", denn es gab keinen) hinunter zum River Orrin aber ein ziemlicher "Pain in the back". Überall recht hohes Heidekraut und dazwischen kleinere Senken, insgesamt sehr uneben. Das waren wir zwar gewohnt trotzdem war es nach den langen Tour entlang der Gipfel etwas anderes und es lief sich definitiv schlechter.


Abstieg ins Glen Orrin


Ein Moorhuhn? Eines dieser Viecher, das machnmal auf günstigen Whiskyflaschen abgebildet ist.


Blick ins Glen Orrin


Wo ist nochmal der Pfad?


Panorama Glen Orrin

Kurz vor dem Fluß fanden wir denn auch einen Pfad der im Nachbartal entlang führt und folgtem diesem hinab zum River Orrin. Hier gibt es einen nett anzusehende Brücke über den Fluß, die wir aber nicht benötigten, da dieser so wenig Wasser führte, dass man problemlos von Stein zu Stein springen konnte. Die letzten 5km entlang des River Orrin und vorbei am See Am Fiar-Loch und danach am Loch an Caoidhe waren schön und liefen sich recht gut (von den erschöpften Beinen und der aufgeriebenen kleinen Zehe abgesehen). Bemerkenswert war aber die Stimmung, vor allem das Licht. Die Sonne ging nach und nach unter und tauchte zuerst die Berghänge in ein goldenes Licht und zauberte scharfe Schatten in die Luft, bevor sie sich dann mit einem letzten Alpenglühn verabschiedete.


Der lange Weg zurück


Abend am See Am fiar-loch


Loch na Caoidhe


Fast zurück bei den Zelten


Spaghetti ...Ich bin ja mehr der Spirelli Freund

Zurück an den Zelten angekommen war es bereits recht dunkel und kochten wir im Schein der Kopflampen ein paar Spaghetti (Note to self: Nächstes Jahr unbedingt Spirelli kaufen) und schliefen bald tief und fest, erschöüft vom doch recht langen Tag.

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