5. Mai 2018

Sco2018 - Tag 4 - Die Sonne ist ein kleines Miststück

Entfernung: 25km
Anstieg: 1000m


Wir stellten den Wecker auf 7 Uhr, denn Zeit war heute das Schlüsselelement. Mit Hoffen und Bangen wagten wir einen Blick aus dem Zelt, ob wir vielleicht die Ridge des Chno Dearg erkennen konnten aber die Wolken hingen genauso tief wie gestern oder vorgestern, so dass wir die Hoffnung auf einen wolkenfreien Gipfel wohl streichen konnten.
Nach dem üblichen Frühstück packten wir den kleinen Tagesrucksack mit Regensachen, Müsliriegeln und Wasser und folgten einem Bach durch ein kleines Nebenteil in Richtung Sattel unterhalb des Chno Dearg. Das Laufen selbst bereitete keine Probleme, nach einer erholsamen Nacht ohne schweres Gepäck flogen wir förmlich hoch zu Gipfel.


Aufstieg zum Chno Dearg

Unterwegs traf ich George. George war sehr neugierig und … ein Frosch. Als ich ihn aufhob um ein paar Photos zu machen (ich mag Frösche) hatte George die Idee in meine geöffnete Jacke zu hopsen. Allerdings war nicht nur meine Regenjacke offen, sondern auch mein Windstopper und mein leichtes Vlies. So landete George im warmen Zwischenraum zwischen Shirt und Vlies und weil es da so schön warm und feucht war (wir hatten schon ein paar hundert Höhenmeter Aufstieg hinter uns) kroch er schnell in Richtung Rücken.
Das wäre für den kleinen George aber ziemlich gefährlich geworden, so dass ich den kleinen feuchten Kerl wieder hervor holte und ins Heidekraut setzte.


Das ist George.


Das bin ich.
Das bin ich bei der Suche nach George!


Unser Aufstieg wandelte sich von lustig zu ernst nur wenig später. Die letzten 200 Höhenmeter vor dem Gipfel kamen wir in die Wolken mit Sichtweiten von weit weniger als 50m. Vor uns türmte sich ein Schneefeld auf, welches nach oben hin immer steiler wurde.
Unser erster Mann stieg rechts im Schneefeld auf, was uns zu steil erschien. Rechts von uns war der Gipfel, es war also die direkte Route und wahrscheinlich auch die kürzeste. Ohne Steigeisen jedoch erschien es uns als sehr gewagt. Wir stiegen also gerade weiter zu einer Stelle wo Fels durchs Schneefeld ragte, aber auch hier erreichten wir eine Stelle an der es sehr steil aufwärts ging und wir nur mit Wanderstöcken und Wanderstiefeln hinauf mussten. Mir erschien das Risiko abzurutschen und weiter unten gegen den Fels zu prallen als zu groß, meine 2 verbliebenen Freunde jedoch traten sich kleine Tritte in den harten aber angetauten Schnee und stiegen erfolgreich hinauf. Ich schaute auf die Karte und glaubte, dass es links herum flacher wäre und stieg ca. 30m ab, ging ca 50m weiter links wieder hinauf und fand das Schneefeld viel weniger steil und ohne Hilfsmittel gut gangbar. Ich stand nun auf dem flachen Sattel oberhalb des Schneefeldes und fand recht bald einen meiner Kumpel vor mir Richtung Gipfel laufen. Am Gipfel selbst fanden wir unseren dritten Mann, aber unser Kumpel, welcher rechts aufgestiegen war, fehlte jedoch. Nach ca. 15 Minuten tauchte auch er aus der dicken Suppe auf und berichtete, dass er zurück gegangen und meine Spuren gefolgt war, da es zu steil gewesen war und er unterhalb einer Schneewächte umkehrte. Ohne dichten Nebel/Wolken wäre das alles kein Problem gewesen, da wir das Schneefeld einfach hätten an einer flachen Stelle passieren können.


Das Schneefeld. Nach diesen Felsen wurde es noch steiler


Auf dem Chno Dearg

Wieder vereint machten wir uns auf den Weg in Richtung Stob Coire Sgriodain den wir eigentlich gleich hinter der nächsten Nebelschwade vermuteten. Leider war er gute 2 km entfernt und das war hier oben gefühlt eine recht weite Strecke. Das Terrain war felsig und da wir den schwach sichtbaren Pfad bald verloren hatten, zog sich der Weg zum Stob ganz schön hin.


Abstieg vom Chno Dearg

Kurz vor dem Gipfel fanden wir den Pfad wieder (wir waren laut GPS zu weit südlich und westlich gelaufen) und standen bald oben auf dem Gipfel des letzten Munros der diesjährigen Tour. Was für eine Aussicht! Was für eine Aussicht wir wohl hätten genießen können, wenn wir nur 3 Stunden später hier oben gestanden hätten. So aber sahen wir gar nichts. Kein Loch Treig, keine Grey Corries, kein Ben Nevis, gar nichts. Nur Yetis die im Schneesturm kämpfen, mit anderen Worten, eine weisse Wand ringsum.
Die Peakfinder App, welche uns schon auf den anderen Wolkenverhangenen Gipfel ab und zu gezeigt hat, was wir hätten sehen können, zeigte alle o.g. Landschaften überlagert über das Kamerabild.


Auf dem Stob Coire Sgriodain

Wir kehrten um und folgten nun dem Pfad zurück Richtung Chno Dearg ohne diesen diesmal zu verlieren. Das Laufen war so um einiges einfacher und auch schneller. Kurz vor Sron Ruadh wären wir beinahe noch ins falsche Nebental abgestiegen, doch ein kritischer Blick auf GPS und Karte ließ uns den Fehler bemerken und der kräftige Wind blies uns förmlich zurück auf die Ridge. Von hier fanden wir den Weg ins richtige Seitental bzw Corrie und fanden sogar meine Fussstapfen durch das Schneefeld. Nach einem weiteren Abstieg standen wir wieder an den Zelten, ca. 3h nachdem wir gestartet waren.


Abstieg


Hinab zu den Zelten


Der Himmel reißt auf


Schneefeld unterhalb der Ridge

Ein Blick zurück zur Ridge. Sogar das Schneefeld und die Felsen an welchen wir uns trennten ist erkennbar. Sieht nicht sonderlich dramatisch aus. Im Nebel hingegen wirkte die Steilheit recht bedrohlich. Ich lief nach links von den Felsen, zwei meiner Freunde gerade nach oben und der letzte nach rechts, kehrte jedoch später um und folgte meinen Tritten.


Blümchen


Chno Dearg. Was für einen Unterschied ein paar Wölkchen machen.

Wir kochten uns etwas Wasser für Kaffee und Suppe, packten alles zusammen und machten uns auf den langen Weg zurück zum Auto. Im Gegensatz zu den letzten Tagen die wir weglos oder nur auf schmalen Pfaden gegangen waren, lagen nun 14km entlang einer breiten Forststraße vor uns.


Strathossian House.

14 überaus langweilige Kilometer


Ein letzter Blick zurück zum Schneefeld. Sogar unsere Spuren sind sichtbar


Glen Ossian


Der Weg...


Ob die Schotten schon mal was von nachhaltiger Forstwirtschaft gehört haben?


Die harte Straße war am Ende recht schmerzhaft für die Füsse


Ein Munro für einen anderen Tag:: Beinn a Chaorain


nochmal Blümchen

Alte Laubbäume durften stehen bleiben


Entfernte Berge, vielleicht die Grey Corries und Aonachs.

Der Weg zurück zog sich, aber wir schafften die 14km in unter 3h. Während dessen wurde das Wetter immer besser und wäre Petrus schlecht auf uns zu sprechen würde ich ihm glatt Absicht unterstellen. Unterwegs legten wir nacheinander Regenjacke und dann den Windstopper ab und liefen nur im T-Shirt schwitzend in der Sonne. Es war wirklich wie verhext. Das beste Wetter der Tour hatten wir in den letzten beiden Stunden.
Endlich zurück am Auto wechselten wir die Klamotten und hatten noch ein Begegnung der anderen Art mit einer Banane … siehe Bild


Die Rache der Banane!

Von unserem PArkplatz an der A86 fuhren wir in Richtung Inverness (völlig die falsche Richtung um nach Glasgow zu kommen) und stoppten bei Glenmore Campground aus dem einfachen Grund, weil wir wussten, dass dort immer ein Plätzchen frei ist und weil sie warme Duschen hatten. Sogar unsere Zelten konnten wir an den gewohnten Fleck wie letztes Jahr stellen (Merke: unbedingt 6m Abstand zum Nachbarzelt wegens: FIRE REGULATIONS!). Was uns ein wenig schockte waren die Preise. Wir zahlten für eine Nacht für 4 Pers. und 2 Zelte 72 GBP! Die freundliche Lady in der Rezeption erklärte, dass an diesem Wochenende ein Bank Holiday im UK war und deswegen wäre es sehr teuer. Nun ja, war halt teuer aber nix zu machen.
Wiedergeboren nach einer heissen Dusche fuhren wir nach Aviemore und bekamen glücklicherweise recht schnell einen Tisch im MacDui’s und durften leckeres Ale, Haggis, Burger und Crumble geniessen. Nach dieser Fressorgie ging es zurück auf den Campingplatz.


Aviemore Bahnhof

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