11. Mai 2013

Sco 2013 - Tag 2 - Und jetzt die Brüder des Kintail

Strecke gelaufen: 20 km
Anstieg: 1380 m
Munros: 4

Nach einer durchweg verregneten Nacht erwachten wir am Morgen zum sanften Geräusch von Regen der aufs Zelt dröppelt. In der Hoffnung auf Wetterbesserung verbrachten wir noch eine knappe Stunde im Zelt und siehe da: Es hörte auf. Ruckzuck schälten wir uns aus den Schlafsäcken, verschlangen ein schnelles Frühstück und packten unsere Zelte zusammen. Und noch während wir das taten begann es erneut zu regnen.
Der Anstieg zum Kamm war nach einer doch recht erholsamen Nacht leichter als der Abstieg gestern und eine knappe Stunde später standen wir auf dem Saileag, dem ersten Munro, der zu den Brothers of Kintail gehört.

Anstieg zum Saileag


Wo ist der Munro?


Wow, was für eine Aussicht!

Irgendetwas Schreckliches kommt da aus dem Nebel!!!
Wie bereits am Vortag war die Aussicht gleich Null. Es gab nur Nebel, Regen und Kälte. Dazu kam, dass der Wind auf dem Kamm aufgefrischt hatte und meine nassen Handschuhe nicht besonders gut vor Wind schützten. Ich lief deshalb mit Plastetüten als Windschutz um die Hände gewickelt. Sah nicht schön aus, half aber wenigstens etwas.
An besonders viele Eindrücke entlang der Brothers Ridge kann ich mich nicht erinnern. Wir überschritten die beiden Munros Sgurr a Bhealaich Dheirg sowie Aonach Meadhoin. Es gab nicht viel zu sehen außer den Steinhäufchen auf den Gipfeln.


Schnee auf dem Aonach Meadhoin

Nach dem Abstieg vom letzten Brother Munro Aonach Meadhoin konnten wir endlich unterhalb der Wolkendecke laufen und ein paar tolle Blicke in Richtung Loch Cluanie und die Täler/Glens rings um den Munro Ciste Dubh genießen.


Loch Cluanie von unterhalb des Aonach Meadhoin gesehen


Ein kleines Tal westlich des Ciste Dubh

Ciste Dubh rechts im Bild

Am Sattel Bealach a Choinich teilte sich dann unsere Wandergruppe. Der Großteil hatte Regen und Wind satt und wollte sich ein schönes Plätzchen zum zelten suchen. Außerdem hatte ein Kumpel Probleme mit dem Knie (besonders bergab) und traute sich nicht noch einen weiteren Munro zu. Wir einigten uns darauf, uns an der Alltbeithe Jugendherberge zu treffen und dort auch zu zelten. Diese lag nördlich des Munros und während ich mit 2 Freunden darüber wandern wollte, hatte der Rest die Absicht im Tal westlich des Munros zur JH zu gehen.
Nach einer kurzen Rast ging es wieder bergauf, hinauf entlang eines schmalen, aber gut erkennbaren Pfades. Nach ein paar hundert Höhenmetern waren wir wieder in den Wolken und die Sicht war weg. Auf dem Weg zum Gipfel wunderte ich mich, warum dieser Pfad so ausgetreten und gut sichtbar bar, während auf der Ridge der Sisters und Brothers der Pfad wesentlich weniger sichtbar gewesen ist. Die Antwort war klar, als wir den Gipfel erreichten. 90% der Gipfelstürmer absolvieren diesen Munro als Sackgasse, d.h. auf dem selben Pfad hin und zurück. Schlecht für uns, da wir weiter nach Norden zur Alltbeithe JH wollten und hier nun kein Pfad mehr existierte. Das hinderte uns aber nicht daran an der steilen Nordwestflanke ins Tal abzusteigen. Ich hatte so meine Zweifel angesichts des Gefälles, aber ich ließ mich überzeugen. Leider waren meine Zweifel nicht ohne Grund und wenig später im unteren Teil der Flanke rutschte ich aus und schlitterte den grasbewachsenen Hang so zehn Meter hinab. Da ganze passierte noch zweimal, ohne dass ich allerdings den Hang hinabrutsche. Meine Regenhose bewahrte mich davor, allzu nass zu werden. Nachdem wir endlich im Tal angekommen waren, konnte ich die schlammigen Regenhosen im breiten Bach/kleinen Fluss Allt Cam-ban waschen. Auf der anderen Talseite verlief ein Weg, der bis zur JH führte, allerdings mussten dazu vorher den Bach überqueren. Das war durch den Regen der letzten Tage gar nicht so einfach und das Wasser reichte an der flachsten Stelle immer noch bis über die Knie. Mit Sandalen und ohne Hosen war die Durchquerung zwar kalt aber wenigstens schien bei der Ankunft am anderen Ufer die Sonne und die nassen Berghänge glitzerten in der Sonne. Herrlich.



Allt Camban Tal

Beim Durchqueren des Allt Camban

Ein seltener Moment: Sonne!

Nun versuchte ich unsere Freunde mit dem Walkie-Talkie anzufunken was sogar klappte. So erfuhren wir, dass sie ein schönes Plätzchen am Fluss ca. 500m oberhalb der JH gefunden und inzwischen die Zelte aufgebaut hatten. Prima, dachten wir, das hat ja gut geklappt und für uns war das nur eine kurze 3 km Wanderung entlang eines einfachen Pfades. Nur mein Freund wunderte sich etwas, da wir den kürzeren Weg über den Munro gegangen waren während die restliche Gruppe hatte außen herumlaufen müssen. Demzufolge sollten sie eigentlich noch nicht angekommen sein. Da wir ein paar hundert Meter entfernt die Camban bothy/Hütte sahen, fragte er außerdem ob evtl. die entfernte Möglichkeit bestand, dass der Rest die Hütte mit der Jugendherberge verwechselt haben könnte. Quatsch sagte ich und wir starteten zur JH.


Am Allt Camban
45 Minuten später waren wir dort angekommen, aber von unseren Freunden war keine Spur zu finden. Keine Zelte, nichts. Auch per Walkie Talkie waren sie nicht mehr erreichbar. Sehr seltsam. Uns wurde langsam klar, dass unser Zweifler wohl Recht behalten sollte. Da es im Umkreis von 5km nur die 2 Gebäude (JH und bothy) gab, konnten unsere Freunde nur an der Bothy sein. Das bedeutete mindestens 3km zurück laufen und dann nach den Zelten suchen. An der Camban Hütte hatten wir dann auch endlich wieder Funkkontakt und fanden Freund und Zelte einen Kilometer oberhalb am Flusslauf. Aber das Glück war auch nicht auf deren Seite, da wir alle 3 Gaskartuschen hatten und sie deshalb weder Tee noch Suppe kochen konnten. Am Ende haben wir aber alle gelacht und den Abend am Fluss mit Spaghetti und Ketchup im letzten Sonnenlicht genossen.


Unsere Zelte am Allt Camban

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