12. Mai 2013

Sco 2013 - Tag 4 - Ein frostiger Berg

Strecke gelaufen: 15km
Anstieg: 840m
Munros: 1

Nach einer geruhsamen Nacht krabbelten wir am Morgen aus den Schlafsäcken in Erwartung von Regen … aber hey, kein Regen nur ein paar kleine Wölkchen und sogar die Sonne schien. In der Nacht hatte es geregnet und die Temperatur muss auch noch etwas gefallen sein, denn oberhalb von 600m lag nun Schnee. Das war ein seltsam schöner Anblick. Noch am Vorabend lag die Schneegrenze oberhalb von 800m und nur hier und da war ein Schneefeld zu sehen, doch jetzt war alles oberhalb von 600m weiß, so als ob ein Zuckerbäcker die Spitzen mit Puderzucker bestäubt hat. Das Frühstück ist bereits zum Ritual geworden: Porrdige, Kaffee, Corned beef, Weissbrot mit Honig und Käse.


Hey, wo kommt den das weiße Zeuch her?


Der Winter ist zurück

Die heutige Route sollte uns zum Campingplatz in Morvich zurückführen. Wie am Tag zuvor wollten wir uns wieder teilen und während vier planten, den Munro Bheinn Fhada zu erklimmen, wollten die anderen durch das Tal Glen Lichd entlang des River Croe laufen was keinerlei Höhenmeter im Anstieg bedeutete und sehr knieschonend war.
Gegen zehn hatten wir die Zelte abgebaut und zusammengepackt und begannen den Anstieg auf den Bheinn Fhada auf einer direkten Route in der Nähe der Camban Hütte. Der Schnee oberhalb von 600m sah zwar nett aus, machte aber das Laufen beschwerlich, da er sehr matschig war und für einige Ausrutscher sorgte. Oberhalb von 700m wurde der Wind stärker und leichter Schneeregen setzte ein, so dass wir wieder unsere Regenjacken und –hosen rauskramen mussten.


Ab in den Schnee


Auf dem Weg zum Gipfel des Bheinn Fhada

Als wir den Kamm zum Gipfel unterhalb des Sgurr a Dubh Doire erreichten, öffnete sich der Blick aufs Glen Affric und auf die Ridge im NO die wir gestern entlang gewandert sind.


Blick ins Glen Affric und zum Loch Affric

Je höher wir kamen, desto stärker wurde der Wind und auf der Ridge angekommen pfiff es mächtig. Mit dem Wind kamen Wolken und Hagel und die schöne Aussicht die wir eben noch ein paar Meter weiter unten bewundern konnten, verschwand nun gänzlich. Die Wetterbedingungen wurden nun zusehends schlechter und waren miserabler als am Vortag. Auf über 800m lag überall Schnee und überdeckte kleine Gräben in denen dann das halbe Bein verschwand, wenn man darauf trat. Nach einer Weile hatten wir es raus, den Unterschied zwischen altem, harten Schnee und neuem, weichen Schnee im Blick und konnten sicherer entlang des Grates laufen.


Winter Wonderland, fehlt nur der Weihnachtsmann….


...und Rudolph, das Rentier natürlich.

Der eigentliche Gipfel mit dem markanten Steinhaufen war noch fast 2 km entfernt und konnte von Zeit zu Zeit durch die grauen Wolken entdeckt werden. Der Sturmwind trieb den Schnee vor sich her und Eiskristalle stachen wie kleine Nadelstiche ins Gesicht. Nach einer kurzen Weile schmerzte jeder Zentimeter unbedeckter Haut. Was hätte ich hier für eine Skibrille gegeben…

Ein kurzes Video der Bedingungen auf dem Bheinn Fhada:




Man kann den Wind fast spüren!


Die große Ebene auf dem Bheinn Fhada


Trotz des Wetter sehr sehenswert.

Nach einer gefühlte Ewigkeit erreichten wir den Gipfel, nahmen einen Schluck Gipfelwhisky und sahen zu, dass wir davon kamen. Eigentlich wollte ich noch einen Geocache suchen, der hier oben versteckt war, aber ich wäre wohl von meinen Freunden für verrückt erklärt worden, wenn ich bei den Bedingungen angefangen hätte zu suchen. Wir schlugen dann einen Weg in Richtung NW ein, der uns hinunter nach Morvich führen sollte.


Wo ist meine Skibrille?


Ein letzter Blick zurück.

Der Weg war schnell gefunden und nach einer viertel Stunde konnten wir die steilen Wände des Sgurr a Choire Ghaibrh erkennen. Zu dem Zeitpunkt schaute sogar mal kurz die Sonne durch und der Wind hatte auch nachgelassen. Aber das war nur ein kurzes Zwischenspiel, denn bald darauf begann es wieder zu regnen und obwohl der Wind unterhalb des Gipfels kaum noch zu spüren war, war der Weg nach Morvich lang und nass.


Kein Schnee mehr, nur noch Regen…

Wir kamen am Zeltplatz gegen vier an und sammelten uns erstmal im Trockenraum, denn dort war es herrlich warm, auch wenn es muffig nach alten und nassen Wandersachen roch. Nach einer Weile bauten wir die Zelte auf und genehmigten uns eine laaaaaange, warme Dusche. Als wir dann endlich wieder wie Menschen aussahen und uns hinaus in die Zivilisation wagen konnten, freuten wir uns auf Fish&Chips und ein, zwei, viele Bier. Der Campingwart empfahl die Kintail Lodge ein paar Kilometer die Straße in Richtung Glen Shiel und wenig später tranken wir dort das erste Bier. Zu unserer Überraschung wurden wir bei unserer Bestellung von einer hübschen Kellnerin mit Berliner Dialekt bedient. Wie sich heraus stellte, war sie mit ihrem Freund Anfang des Jahres nach Schottland ausgewandert und kellnerte jetzt in der Kintail Lodge.
Das Bier (Red Cuillin) und der Fisch (Haddock) waren köstlich und wir genossen den Abend in geselliger Runde und blieben eine ganze Weile im gemütlichen Pub. Zurück an den Zelten verschwanden wir dann schnell im Schlafsack.


Die Belohnung für 5 Tage Highlands

Keine Kommentare:

About