4. Mai 2018

Sco2018 - Tag 3 - Laut unserem GPS waren wir auf den Bergen, laut unseren Augen waren wir in Omi’s Waschküche

Strecke: 21km
Aufstieg: 1200m


Der neue Morgen unterschied sich in keiner Weise vom davorliegenden obwohl wir alle auf besseres Wetter gehofft und das auch mit einem kräftigen Schluck Whisky bekräftigt hatten.
Die Wolkendecke hing noch immer tief ind en Bergen und von den Gipfeln war nichts zu sehen. Allerdings regnete es nicht mehr und es war gefühlt auch nicht mehr so kalt wie am Tag zuvor. Während wir unser Porridge genossen riss die Wolkendecke sogar an manchen Stellen auf und wir konnten den Gipfel des Carn Dearg sehen, aber nach wenigen Minuten war wieder alles zu und dunkel.
Heute mussten wir unser Camp nahe der Culra Bothy verlassen und so langsam den Bogen zurück Richtung Parkplatz einschlagen. Dies bedeutete dass wir heute zwei Route gehen konnten. Die Talroute nach Südwesten über den Bealach Dubh zur Corrour Lodge oder aber über die 4 Munros (Carn Dearg bis Beinn Eibhinn) nördlich davon. Trotz des miesen Wetter entschieden wir uns für die letztere Option mit Tagesziel Ossian Valley nahe dem Strathossian House..


Neuer Morgen, neues Wetter?


Wir verlassen das Camp an der Culra Bothy.


Nach Südwest zu Loch an Sgoir

Wir packten also unser Gerümpel folgten dem Pfad in Richtung Bealach Dubh. Beim Losgehen überholten uns drei Wanderer drei Wanderer, die wahrscheinlich ebenso deutsch waren wie wir auch, denn außer einem schmallippigen Hello, brachten sie nix heraus. Wenn wir Schotten oder Engländer getroffen haben, so ergab sich meist ein kleiner Smalltalk über Wetter, Wanderroute oder die Berge. Eine halbe Stunde später kam uns ein junges Paar entgegen, die uns ebenfalls nur mit Hello grüßten. Vllt auch Deutsche? Ich muss aber zur Verteidigung der anderen Wanderer sagen, dass wir auch nicht versuchten ihnen ein Gespräch aufzuhalsen. Es ist nur eine Beobachtung, dass gerade die Menschen aus den englischsprachigen Ländern sehr viel eher dazu neigen Smalltalk zu beginnen also beispielsweise das bei uns der Fall ist.


Am Zusammenfluss der zwei größeren Bäche unterhalb des Bealach Dubh.


Ein schönes kleines Tal


Aufstieg zum Loch an Sgoir


Das Loch


Das “Landsschaftsfeature” Diollaid a Chairn nahe dem Carn Dearg

Wir verließen das Tal ungefähr dort, wo der Bach des Loch an Sgoir in das Flüsschen im Tal fließt und folgten dem Bach hinauf zum Loch und weiter zu einem Einschnitt im Bergrücken namens Diollaid a Chairn. Kurz zuvor erreichten wir übrigens wieder die Suppe, den Nebel, die Wolken, nennt es wie ihr wollt, wir sahen jedenfalls nicht mehr viel.
Hier oben entledigten wir uns wie gewohnt der schweren Rucksäcke und schwebten leichten Fußes zum Carn Dearg. Der Gipfel war knapp 2km entfernt und das Laufen ohne schwere Last recht einfach, so dass wir innerhalb von 45 min hin und zurück waren. Die Aussicht war wie immer traumhaft schön. Jeder konnte sich durch das graue Nichts des Nebels einfach etwas schönes träumen.
Wie schon am Vortag waren wir zum Navigation völlig auf unsere Garmins angewiesen.


Die Aussicht vom Carn Dearg. (Peakfinder app)


Die Ridge zwischen Carn Dearg und Geal Charn. Bei besserem Wetter sicherlich ein Traumweg.

Der Anstieg hoch zum Geal Charn entlang der Ridge zwischen den 2 kleinen Bergseen (schottisch: Lochans) war recht fordernd und vor allem steil. Bis zur steilsten Stelle war der Pfad nass und stellenweise etwas ausgesetzt aber sicher zu gehen. Wir scheuchten ab und an ein paar Moorhühner auf, die bis zum Zeitpunkt des Hochfliegens völlig unsichtbar zwischen den Felsen auf dem Gras hockten.
Nun an der steilsten Stelle begann ein Schneefeld, welches hoch über uns im nichts verschwand. Es gab offensichtlich keinen Weg außen herum und so waren wir gezwungen ohne jegliche Winterausrüstung dieses steile Schneefeld koch zu stapfen. Der Schnee war angetaut und damit relativ weich, so dass wir wenigstens recht guten Halt hatten.


Aufstieg zum Geal Charn (the steep part)


Auf dem Plateau


Sleigh bells ring, are you listening
In the lane snow is glistening
A beautiful sight, we're happy tonight
Walking in a winter wonderland



Eine kurze Schweigeminute für unseren vermissten Freund: den SONNENSCHEIN!

Wie schon am Vortag waren hier oben Whiteout-Conditions wie die Briten sagen würden. Alles herum war weiss, Konturen waren nicht auszumachen und ohne GPS hätten wir den Gipfel nie gefunden. Ohne GPS wäre die gesamte Route nicht machbar gewesen.
Über die 2 Munros nach Geal Charn, das sind Aonach Beag (1116m) und Bheinn Eibhinn, lässt sich nicht viel schreiben. Es ging auf dem Pfad auf und ab, jedoch ohne weitere Schneefelder und wie gehabt ohne Aussicht. Das Laufen war einfach aber auch irgendwie dumpf. Nur ein Moorhuhn (oder war es ein Schneehuhn) ab und an sorgte für kurze Abwechslung. Nach dem Aonach Beag folgte die Doppelspitze des Bheinn Eibhinn (1102m), wo wir an der zweiten, hinteren stoppten, welche laut Karte die niedrigere ist.


Auf einem der Gipfel…


Ein Anstieg


Irgendwo nahe Beinn Eibhinn

Nach Bheinn Eibhinn wussten wir, dass es von nun an für den restlichen Tag fast nur noch bergab gehen sollte. Wir planten unser Camp nahe dem Strathossian House aufzuschlagen. Wir folgten also dem Pfad, welcher vom Bheinn hinab führte in Richtung Corrour Lodge bis zum Meall Glas Choire, traversierten dann den Südhang des Mullach Coire nan Nead und standen alsbald am oberen Ende des Coire nan Nead. Unterwegs kamen wir durchstiessen wir die Wolkendecke (nach unten) und waren angenehm überrascht, als wir einen schönen Ausblick auf das Loch Ossian bis zur Corrour Station erhaschen konnten.


Loch Ossian


Nahe dem Loch Ghuilbinn


Strathossian House


Beim Queren des River Ossian

Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Wir stiegen durch das Coire nan Nead ab was in Teilen zumindest recht steil war und für etwas Erheiterung sorgte wenn es jemanden auf den Hintern setzte. Unten angelangt am Ufer des Loch Ghuilbinn stießen wir auf einen Landrover Track, welchem wir nach Westen zur Brücke über den River Ossian folgten. Von hier aus folgten wir recht müde und geschafft der hässlichen, breiten, harten und einfach unansehnlichen Straße welche von der A86 bis zur Corrour Lodge verläuft und an deren Abzweig unser Auto stand.
Heute war es allerdings noch nicht soweit, dass wir zurückkehren mussten und wir verliessen den Weg am Bach Allt Feith Thuill, welchem wir ca. 200m weglos folgten bis wir eine schöne Campstelle fanden. Leider war diese auf der anderen Seite des Baches (zu tief oder schnell zum Furten), so dass wir abermals zurück zur Strasse und auf der anderen Bachseite hoch zur Campstelle liefen.
Dort stellten wir die Zelte auf, kochten Nudeln und Tee und vereinbarten am nächsten Morgen den Wecker auf 7 Uhr zu stellen um dann am Morgen die beiden Munros nördlich von uns zu bezwingen.




Camp nahe der Corrour Straße


20 meter neben den Zelten. Die Reste unseres Abendmahls. HAHA! Keine Sorge, es gab nur Spaghetti.

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