Der letzte Morgen abseits der Zivilisation war richtig angenehm verglichen mit dem gestrigen. Es war fast warm (klar, die kühle Morgenluft war trotzdem reichlich frisch) obwohl unser Camp im Schatten der Easains lag. Der Wecker klingelten unbarmherzig um 6.30, denn quasi vor dem Frühstück wollten ja noch 2 Munros erklommen werden.
Der frühe Vogel .. hat Zeit für 2 Munros
Aufstieg zum Stob Coire Easain
Ein schnelles Frühstück später starteten wir zum Aufstieg. Der Aufwand die Steinchen im Bach zu kleinen Haufen aufzuschlichten , machte sich dabei bezahlt. Trockenen Fußes konnten wir den Bach/Flüsschen queren. Dabei stellten wir fest, das der Aufwand vom Vortag fast zuviel gewesen ist, denn der Wasserstand hatte sich um ca. 15cm gesenkt. Wahrscheinlich floss am Abend mehr Wasser den Bach hinab, wenn die Mittagssonne den Schnee hoch oben schmelzen konnte.
Aber zurück zum Aufstieg. Ich hatte geschätzt, dass wir ohne Rucksäcke und Zelte so knapp 4 Stunden für die 2 Munros benötigen würden. Tatsächlich erreichten wir aber bereits nach einer knappen Stunde die Ridge mit dem lustigen Namen Irlick Chaolie und etwas später auch den ersten Gipfel Stob Coire Easain.
Grey Corries vom Stob Coire Easain
Das war recht schnell und trotz toller Sicht machten wir uns bald auf den Weg zum zweiten Munro in Richtung NO. Der Sattel zwischen den zwei Bergen ist ca. 150m tief eingeschnitten und mal von einigen Schneefeldern abgesehen erreichten wir den zweiten Gipfel Stob a Choire Mheadhoin (und letztendlich auch den letzten der diesjährigen Tour) in recht kurzer Zeit. Dort oben war der Wind allerdings recht stark und nachdem es mir sogar die Sonnenbrille vom Kopf geweht hatte, machten wir uns auf den Weg zurück zum Camp. Der Zeitplan sah recht gut aus.
Selbes Motiv wie zuvor, aber diesmal vom Stob a Choire Mheadhoin
Easain vom Mheadhoin gesehen
Photosphere: Auf dem letzten Munro
Zurück auf dem Sattel angelangt ... die Tour erfolgte auf dem gleichen Weg hin und zurück ... hatte ich eigentlich keine Lust nochmals 150 Höhenmeter auf den Easain zu krabbeln. Dafür merkte ich die letzten 3 Tage schon zu sehr in den Beinen.Mir erschien es leichter, den SO Hang in 1030 m Höhe zu traversieren und damit ein paar Höhenmeter zu sparen. Gleichzeitig war ich mir aber nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Gewagt, getan ... und letztendlich war es eine gute Entscheidung. Der Hang war nicht sonderlich steil, lediglich das parallele Laufen war anstrengend. Zurück am Irlick Chaolie wartete ich einige Minuten auf meine Freunde, war also etwas schneller als sie, da sie über den Munro gelaufen waren.
Der SO Hang des Stob Choire Easain über welchen ich abgekürzt habe
Loch Treig
Photosphere: Loch Treig vom Easain
Abstieg zu den Zelten
Überquerung des Flüsschens
Zusammen liefen wir zurück zu den Zelten über den Hang, welchen wir auch bereits für den Aufstieg genutzt hatten.
Nach knapp 3h erreichten wir den Start bzw die Zelte und konnten nun mit der restlichen Zeit recht gut planen. Es war 11:20, der Zug von Corrour nach Fort William fuhr um 15:24, also blieben uns knapp 4h für die 12 km bis zur Station. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war die Ruhe mit welcher meine Freunde ihr Zelt und die Rucksäcke einpackten. Arghhh! Ich musste sehr die Zähne aufeinander beißen um nicht zu meckern. Es stresst ungemein, wenn man einen festen Termin hat, eigentlich schon fertig ist, aber dann warten muss und die knappe Zeitreserve zusammenschmilzt, ohne dass wir auch nicht einen Schritt gelaufen wären. Irgendwie hatte ich keine Lust darauf die Rücklicht des Zugs zu sehen, falls wir zu spät kommen. Außerdem wollte ich unterwegs noch einen Geocache suchen, der am Loch Treig versteckt ist. Deshalb startete ich ca. 10 min vor meinen Freunden, nachdem abzusehen war, das sie nun auch bald soweit waren.
Im Tal des Allt na Lairige
Der Pfad im Tal hinunter zur Lodge am Loch Treig war total hinüber. Offensichtlich hatte es hier in den vergangenen Tagen oder Wochen ein Rennen mit Motocrossmaschinen oder Quads gegeben, denn der Pfad war meistens nicht mehr existent und an dessen Stelle war ein 5-10 m breiter Schlammstreifen. Die Vegetation war dort komplett weg. Wie viele Jahre würde es dauern, bis in dieser kargen Landschaft das sprichwörtliche Gras über die Sache gewachsen wäre?
Das Laufen wurde somit recht schwierig, denn obwohl die Richtung ungefähr klar war (immer das Tal entlang), so war der Weg oft verschwunden und statt dessen musste ich durch Heidekraut laufen.
Trotzdem ist dieses kleine Tal hinunter zum Loch Treig wirklich sehenswert, vor allem das klare Flüsschen, welches schnell an Größe gewinnt.
Loch Treig
Die Creaguaineach Lodge
Ein zerstörter Schuppen
Fast schon ein schöner Waldspaziergang, aber es waren nur 50m
Egal wohin, es ist definitiv weit.
die Brücke über den Abhainn Rath
Mehr als eine Stunde später erreichte ich die Creaguaineach Lodge. Sie liegt sehr idyllisch am Südufer des Loch Treig und bietet eine tolle Aussicht über das Loch. Ideal auch für Anglerwochenenden. Danach querte ich den Fluss Abhainn Rath, welcher das verlängerte Glen Nevis entwässert und hatte ein paar Minuten Zeit den Geocache zu suchen, den ich fand als mich meine Freunde eingeholt hatten.
Die Lodge und Loch Treig
Loch Treig
Loch Treig Panorama
Eine verdiente Pause
Photosphere: Am Loch Treig
An der Stelle, wo der Pfad nach Corrour das Loch Treig verlässt, machten wir eine kurze Pause und wunderten uns über den Lärm einer Baumaschine, der zu hören war. Wenig später konnten wir denn auch einen Bagger erkennen, der hier mitten im Nirgendwo irgendwas herum baggerte. Die Antwort entnahmen wir einem Schild am Wegesrand. Das Corrour Anwesen errichtet auf seinem Grund (und das sind viele, viele km²) einige Wasserkraftwerke. Allerdings kleinerer Bauart, so dass gerade mal genug Energie zur Verfügung für den Eigenverbrauch der Bahnstation und sonstigen Häuser und Lodges bereit gestellt wird. Mit ca. 1.5 h Reserve starteten wir auf die letzten paar Kilometer bis zur Bahnstation. Zwar stieg der Weg kontinuierlich an, war aber ansonsten gut zu laufen, so dass wir mit 30min Reserve die Bahnstation erreichten.
Brücke bei Corrour
Corrour summit auf der West Highland Line
Ein mehr als willkommener Anblick
In der Bahnstation, bzw in der Kneipe daneben genehmigten wir uns ein teures aber leckeres, kaltes, erfrischendes, blondes, spritziges, süffiges, durstlöschendes ... kurzum einfach geniales Bier und fielen in die Sessel. Die waren so bequem, das das Aufstehen zur echten Qual wurde. Als der Zug einfuhr, wurde es Zeit die Sachen zu packen und sich von der diesjährigen Tour zu verabschieden. Der Vollständigkeit halber sei der Rückweg nach Deutschland aber auch noch beschrieben.
Erfrischender als ein Bad im Loch
Endlich angekommen ... zu diesem Zeitpunkt waren meine Füße aber sowas von kaputt, Jeder Schritt war die reine Qual wegen schmerzender Fußsohlen.
Photosphere: Corrour Station
Die Fahrt auf der West Highland Line entlang des Lochs Treig war wirklich sehenswert. Es ist leicht zu verstehen, warum so viele Touristen den Zug durch die Highlands nehmen. Allerdings stand unser Anblick im harten Kontrast zu Ihnen. Hier die fein gekleideten älteren Herrschaften in Hemd, Jackett und Hut, dort die schlammverdreckten, staubbedeckten und verschwitzten Wanderer.
Nach 40 min Fahrt erreichten wir Fort William und zwei von uns liefen zum in der Nähe geparkten Auto und fuhren ins Glen Nevis um das andere Auto zu holen.
Beim Einsammeln des zweiten Wagens vom Glen Nevis car park
Danach gingen wir alle shoppen. Naja, weder Klamotten, noch Outdoor Sachen, neee, es ging nur in den Morrissons für ein paar Crisps und sonstige Mitbringsel, die es daheim einfach nicht gibt.
Wenig später (irgendwann nach 17 Uhr), starteten wir dann zur Rückfahrt in Richtung Glasgow, wobei wir im Glen Coe übernachten wollten. Auf dem Invercoe Campground fanden wir ein Plätzchen (es war noch sehr viel Platz da, vllt 25% belegt) und gönnten uns die Dusche, auf welche wir schon gewartet hatten. Danach suchten wir einen Pub. Nun ist das Dörfchen Glencoe nicht besonders groß und so blieb nur das Glencoe Gathering übrig. Dort freuten wir uns auf ein schönes Bier und irgendwas zu essen, allerdings wollte man uns fortschicken, da heute nur einer von zwei Köchen da war und wir deshalb ca. 90 min aufs das essen warten sollten. Nach kurzer Überlegung (und mangels Alternativen) entschieden wir uns doch zu bleiben und waren überrascht, als nach bereit 50min unsere Burger auf dem Tisch standen.
Das Essen war nicht schlecht und das Bier war noch etwas besser und so verschlug es uns gegen 11 zurück zu den Zelten. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die 700m vom Inn zum Zeltplatz mit dem Auto gefahren bin, weil meine Sohlen bei jedem Schritt wie Feuer brannten.
Zurück am Zelt genehmigten wir uns noch ein Bierchen und bestaunten den Mond über dem Loch Leven. Irgendwann hatte ich die Idee nochmal nach dem Flugzeiten zu schauen. Wir waren uns eigentlich ziemlich sicher, dass der Flieger um 12 abflog, die Tickets waren aber der Meinung, dass es bereits 10.50 soweit sei. WAAH! Schnell endete das vergnügliche Beisammensein und jeder versuchte noch etwas Schlaf zu bekommen.
der Mond über Loch Leven
Am nächsten Morgen starteten wir Zeit und konnten die Fahrt durch wunderschöne Glencoe, übers Rannoch Moor hinunter zum Loch Lomond genießen. Zum Frühstück gab es ein paar Kekse und Sandwiches von der Tankstelle. Rechtzeitig am Flughafen angekommen, hatten wir noch ausreichend Zeit für ein Full Scottish Breakfast und eine Shopping Runde durch die Duty Free Shops.
Spätestens als die EasyJet Maschine abhob, war es Zeit Goodbye zusagen und das lange Warte auf Mai 2017 konnte beginnen.
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