In der Nacht war es zwar etwas kälter, als die Nächte zuvor, aber es war nicht eiskalt. Trotzdem zeigte sich, dass ein Camp auf dem Kamm in 800m etwas anderes ist, als ein Camp im Tal auf 200m. Früh gegen 8 warfen wir einen ersten Blick aus dem Zelt und das Wetter war ziemlich durchwachsen. Es regnete zwar nicht, aber eine dichte, graue Wolkendecke hing noch immer am Himmel und mit 4°C war es recht frisch. Was für einen Unterschied doch ein paar Grad machen können. Wir beeilten uns mit dem Frühstück und alle waren sichtlich froh einen schönen warmen Kaffee in den Händen zu halten.
Frühstück
Ein Wolkenloch über dem Meall a Bhuirich
Danach packten wir zusammen und starteten gegen 9.30 die wenigen Höhenmeter zurück auf den Kamm bzw die Ridge. Wir versuchten dabei die Schneefelder wo es nur ging zu vermeiden, nicht so sehr um Gefahren aus dem Weg zu gehen, sondern einfach um die Schuhe trocken zu halten. Aus irgendeinem Grund ist das Laufen durch weichen, aber nassen Schnee fast wie das Laufen in flachem Wasser in welchem die Schuhe schnell nass werden. Über Nacht waren unsere Wanderstiefel aber schön abgetrocknet und das sollte auch so bleiben.
Stob Coire an Laoigh
Ein Blick zurück entlang der Ridge zu unserer Campstelle, welche wir links unten im Bild hatten
Zurück auf der Ridge folgtem wir dem fast nicht sichtbaren Pfad über die zwei "Stob Coire ..." Berge weiter zum Gipfel Caisteal. Auf dem Weg dahin besserte sich das Wetter etwas, die Blicke ins Tal und zu den Nachbarbergen wurden ebenfalls besser und ab und an kam sogar die Sonne heraus. Der Weg entlang des Gipfelgrates war wirklich phantastisch.
Zum Caisteal
Ein Blick zurück...
Photosphere: Grey Corries Ridge
...und voraus
Irgendwie finde ich Wanderungen entlang des Gipfelgrates am schönsten. Der Aufstieg ist zwar auch nett und die Vorfreude auf die Ridge groß, aber meist ist es auch sehr anstrengend. Der Abstieg ist einfacher, aber das hab ich meist das Gefühl, der beste Teil ist schon vorbei. Und der Weg entlang der Grey Corries Ridge ist wirklich phantastisch. Links und rechts geht es hinab in die Täler, hinter uns thront das Aonach Massiv und sogar der Ben Nevis schaut dahinter heraus. Vor uns Stob Choire Claurigh, dahinter die Munros am Loch Treig und etliche kleinere Gipfel. Als wir Stob Choire Claurigh nach einiger Zeit erreichten, waren wir fast traurig, denn nun waren die Ridge Walks für dieses Jahr vorbei.
Aber jetzt erwartete uns Stob Ban, ein etwas seltsamer Gipfel. Er liegt abseits der Grey Corries Ridge und sieht von hier aus betrachtet wie ein kleiner Nebengipfel aus. Allerdings erfüllt er die Kriterien für einen Munro und ist somit einer der 282 Munros in Schottland. Ein Grund mehr für uns, ihn zu besteigen.
Die Grey Corries Ridge von Stob Choire Claurigh
Photosphere: Stob Coire Claurigh
Hier angekommen brauchten wir eine kleine Pause. Immerhin war es bereits gegen 2 und wir alle hatten Hunger. Außerdem trugen wir noch immer etliche Fertigsuppen mit uns herum, die wir nun schlürfen wollten. Der kleine See zwischen Stob Choire Claurigh und Stob Ban bot eine ideale Gelegenheit dafür. Dieser lag nicht nur idyllisch zwischen den Bergen, nein er bot uns auch frisches Wasser für Süppchen und Kaffee. Das Wasser war klar und eisig kalt, denn am anderen Ufer hingen noch große Schneefelder bis hinab ins Wasser. Trotzdem war überall Froschlaich und auch das eine oder andere Froschpärchen sprang überrascht platschend ins Wasser, als wir am Ufer entlang gingen. Irgendwie ist es beeindruckend auf dieser Höhe zum einen den kalten Schnee und andererseits die Frösche zu sehen.
Tomaten und Mulligatawny Suppe zusammen mit etwas Kaffee und zerquetschtem Toastbrot war trotzdem eine willkommene Abwechslung zu den Müsliriegeln.
Photosphere: kleiner See nördlich des Stob Ban
kleiner See nördlich des Stob Ban
Diesmal war es zu kalt für ein Bad
Grey Corries
Wir überlegten nun, ob wir die schweren Rucksäcke besser am Fusse des Stob Ban liegen lassen sollten und ohne sie auf den Gipfel gehen oder ob wir sie einfach mitnehmen ohne nach dem Anstieg extra einen Umweg zum Einsammeln der Säcke machen zu müssen. Die Entscheidung fiel fürs Mitnehmen und so stiegen wir schwer bepackt den schmalen Pfad auf den Gipfel hinauf. Problematisch war dabei, das der Pfad wie die gesamt Nordflanke des Berges aus losem Geröll besteht und wir immer wieder wegrutschten oder sich Steine lösten, die dann nach unten rutschten. Aber nach kurzer Zeit kamen wir oben an und diesmal ließ sich sogar die Sonne blicken, so dass wir einen grandiosen Rundblick hatten.
Claurigh von Stob Ban gesehen
Loch Treig Munros
Photosphere: Stob Ban Aussicht
Was nun? Wohin jetzt? Bisher waren wir recht streng unserem Tourplan gefolgt, der aber an dieser Stelle zwei Optionen bereit hielt. Entweder konnten wir ins Tal absteigen und von dort aus zum Südufer des Loch Treig gehen, oder aber im Tal westlich des Munros Stob Coire Easain bleiben und auf den Abstieg zum Loch verzichten. Das Flüsschen sah so nett aus, dass wir beschlossen irgendwo da unten am Ufer eine Campstelle zu finden.
Der Abstieg vom Stob Ban war teilweise recht glatt, besonders im unteren Drittel, als langes Grad und Heidekraut sich abwechselten. Der eine oder andere rutschte immer mal weg und landete unsanft auf dem Hintern, allerdings ohne sich zu verletzen.
Abstieg vom Stob Ban
Wir brauchten ca. eine Stunde vom Gipfel bis zum Flüsschen. Dort fanden wir unterhalb eines schönen kleinen Wasserfalls eine flache Stelle direkt am Fluss an der wir spontan die Zelte aufbauten. Die Füsse tauchten wir ins Wasser und entschieden uns sofort für ein Bad. Natürlich war das Wasser kalt, zwar nicht eisig, aber trotzdem kalt. Für eine Erfrischung hat es gereicht, länger als 30 Sekunden konnte man trotzdem nicht drin bleiben.
So erfrischend...
Am letzten Camp...
Photosphere: Am Camp
Nach dem Baden diskutierten wir, ob wir einen kleinen Spaziergang auf die zwei benachbarten Munros Stob Coire Easain und Stob a Choire Mheadhoin machen sollten, oder aber das auf den nächsten Morgen verschieben sollen. Am Ende stand es 4 zu 1 fürs verschieben und der Spaziergang wurde auf den nächsten Morgen verschoben. Und so blieben wir den restlichen Nachmittag und frühen Abend am Fluss und genossen die Sonne. Es war so idyllisch, dass es sich schlecht beschreiben lässt. Ein sanfter, warmer Wind wehte durch Glen, die Sonne wärmte uns, es war ruhig und ... einfach perfekt.
Sonnenuntergang über Stob Ban
Stiefel-Trocknen
Einer meiner Freunde hatte viel Spass dabei Steine im Fluss so aufzustapeln, dass wir am nächsten Morgen trockenen Fusses den Fluss queren konnten. Die anderen untersuchten den Wasserfall nördlich des Camps aber irgendwann fanden wir uns alle am kleinen Lagerfeuer ein, denn nachdem die Sonne hinter Stob Ban untergegangen war, wurde es doch recht schnell kalt.
Photosphere: Am Wasserfall
Unter Wasser...kalt und klar
Wasserfall nahe am Camp
Blick zum Camp
ein schönes fleckchen
Unser Feuerdrache
Zeit fürs Bett ... ähhh Schlafsack
Obwohl es kurz nach elf noch immer halbwegs hell war, zog es uns dann doch ins Zelt, denn zum einen wollte das große aber nasse Wurzelstück nicht so richtig brennen und zum anderen sollte am nächsten Morgen der Wecker zeitig klingeln, denn wir wollten die beiden Munros erklimmen und danach zum Zug wandern. Der entsprechende Bahnhof war aber noch ca. 13km entfernt.
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