8. Mai 2016

Sco 2016 - Tag 2 - Vom Glen Nevis über die Aonachs (Mor, Beag) zu den Grey Corries

Der nächste Morgen war nicht so strahlend und schön wie der vorherige. Es war spürbar kälter (aber nicht richtig kalt) und am Himmel war eine graue, dicke Wolkenschicht. Aber trotzdem, für schottische Verhältnisse doch noch recht gut denn immerhin regnete es nicht.


Ein grauer aber trockener Morgen

Nach einem kurzen Frühstück und dem Verpacken des ganzen Gerümpels in die Rucksäcke, startete wir und mussten erstmal die Drahtseilbrücke überqueren. Beim Packen hatten wir einige Personen gesehen, die das Glen heraufgewandert kamen und dann versuchten die Brücke zu queren. Die meisten kehrten aber wieder um, es war wahrscheinlich zu wackelig für sie. Für uns war es ein Spaß zuzusehen. Zwei von uns entschieden sich aber ebenfalls den Fluss wieder zu furten anstatt die Brücke zu nehmen.


Beim Queren der Brücke

Danach hielten wir uns gen Osten und wanderten das Tal hinauf bis wir nach ca. 1km die Steall Ruinen erreichten. Hier verließen wir das Glen und hielten uns nach Norden ins Hochtal zwischen Ben Nevis und Aonach Beag.


An den Steall Ruins


Schöner Wasserfall am Wegesrand


Das Hochtal zwischen dem Ben und Aonach Beag


Ein Blick zurueck ins Hochtal von ungefaehr 600m


Photosphere: Hochtal zwischen Ben und Aonach

Der ersten steile Anstieg aus dem Glen Nevis bis ca. 500m war doch recht schnell geschafft, trotzdem merkten wir bereits an dieser Stelle das zusätzliche Gewicht durch die schweren Rucksäcke, welches wir am Vortag nicht zu schultern hatten.
Nach dem steilen Stück am Anfang folgte ein wirklich schönes Hochtal auf ca. 550m Höhe in welchem sich ein großer Bach in großen Mäandern schlängelt. Am Ende des Tals folgte dann der zweite Anstieg von ca. 300 Höhenmetern. Dieser Hang zog sich gefuehlt ewig hin. Nach ca. der Hälfte legten wir eine erste Pause ein. Dabei überholten uns 2 Engländer mit welchen wir ein kurzes Schwätzchen hielten. Einer der beiden war ein geübter Wanderer. Gute Ausrüstung, er lobte das gute Wetter (kannte also schottische Verhältnisse) und fragte woher wir kommen und welchen Pfad wir einschlagen wollten. Er wollte mit seinem Freund aus dem Glen Nevis kommend auf den Carn Mor Dearg und dann über die CMD Arete auf den Ben. Sein Freund hingegen sah zwar fit aus, war aber eher der Sportler als Wanderer und staunte las er hörte, dass wir extra aus Deutschland für 5 Tage in die Highlands fahren um dort zu .... wandern und zelten (!). Er konnte es sich einfach nicht vorstellen, wie man diese Gegend eine Metropole wie London vorziehen könne. Offensichtlich war im der Gedanke, die lärmende, hektische Stadt für ein paar Tage hinter sich zu lassen und Ruhe in der Natur zu suchen, völlig fremd. Die Zwei stiefelten weiter und auch wir folgten bald und hatten irgendwann den Sattel (830m) zwischen Ben und Aonachs erreicht.


Der wirklich, wirklich, wirklich steile Pfad vom Sattel hinauf aufs Aonach Plateau

Vom Sattel hinauf aufs Aonach Plateau sollte eigentlich ein Pfad existieren. Eigentlich deshalb, weil hier oben noch so viel Restschnee lag, dass wir einen Pfad und ab und an sahen und dieser unter dem Schnee verschwand. Der Höhenunterschied hinauf zum Plateau betrug nur rund 250m, aber die hatten es in sich. Ohne Pfad stiegen wir zwischen kleineren Felsen, über Gras und Schnee hinauf und erreichten ermüdet und ausgelaugt das Hochplateau der Aonachs auf ca. 1100m.


Blick vom Aonach Mor nach Süden zum Aonach Beag


Photosphere: Aussicht vom Aonach Mor

Ermüdet erreichten wir ... ach, das hatten wir schon ... Wir ließen also die Rucksäcke liegen und flogen leicht wie die Vögelein hinauf zum Aonach Mor, der nur ca. 100 Höhenmeter und 800m entfernt im Norden lag. Trotz der Schneefelder (alter aber weicher Schnee), die wir zu queren hatten, war es verglichen mit dem beschwerlichen Aufstieg zuvor ein Spaziergang. Nur das fröhlich sonnige Gefühl, welches das phantastische Wetter am Vortag vermittelt hatte, das fehlte. Statt dessen hingen die Wolken grau und schwer am Himmel und es wehte ein beständiger, kühler Wind. Während des Aufstieg hatte es sogar leicht getröpfelt, so dass wir schnell die Regensachen übergezogen hatten. Die Aussicht war nicht mehr strahlend hell wie am Vortag, graue, braune und dunkle Töne herrschten vor.


Blick zum Aonach Beag

Der Aonach Mor war nur eine Stippvisite und so kehrten wir um und liefen zurück zu den Rucksäcken. Immer direkt vor uns thronte der mächtige Aonach Beag, der sich fast komplett in ein weißes Kleid hüllte. Nur im unteren Bereich gab es hier und da graue Bänder, die von Felsen hervorgerufen wurden. Aber die obere Hälfte war weiß. Während der Berg nach Westen eher gemächlich abfällt, ist die Ostflanke sehr steil. Hier gab es auch keine klare Kante, soviel war sichtbar, sondern das Schneefeld endete in einem Schneeüberhang, welches sicherlich gefährlich werden konnte, wenn man es betrat. So hielten wir uns beim Aufstieg möglichst mittig so dass wir in alle Richtungen noch genug Schnee sehen konnten. Im Falle eines Schneesturmes konnte es hier oben aber sicherlich nicht nur kalt und ungemütlich, sondern auch gefährlich werden.
Am höchsten Punkte (oder dem, den wir dafür hielten denn es gab keinen sichtbaren Steinhaufen) wandten wir uns in Richtung SO. Photosphere: Auf dem Aonach Beag


Blick nach Osten vom Aonach Beag


Wächten unterhalb des Aonach Beag


Zoom Photo auf die Wächte


Ein Blick zurück zum Aonach Beag


Beschwerlicher Abstieg

Nachdem wir endlich den Schnee zurück gelassen, dafür aber nasse Schuhe bekommen hatten, wanderten wir weiter in Richtung der Grey Corries nach Osten. Ein blick auf die Uhr zeigte, dass wir bereits deutlich länger unterwegs waren, als wir gedacht hatten und es langsam Zeit für eine Pause mit etwas Suppe und Tee wurde. Leider gab es hier oben keinen richtig geschützten Fleck so dass wir erstmal weiter liefen bis zum Stob Coire Bealaich. Unter einem kleinen Felsvorsprung pausierten wir, kochten etwas Wasser und genossen unsere verdiente Pause. Auch berieten wir, wie weit wir es wohl heute noch schaffen würden. Die gesamten Grey Corrie Ridge zu absolvieren war heut nicht mehr drin. Insofern hatten wir nur die Optionen abzusteigen bis in Tal um dort an einem schönen, ruhigen Fleck zu campen oder aber einen Ort etwas unterhalb der Ridge zu finden, der uns etwas Schutz und vor allem Wasser bietet.


Päuschen


Sgurr a Bhuic vom Stob Choire Bealaich gesehen


Die Grey Corries Ridge

Im Nachhinein betrachtet ist es fast unmöglich vom Glen Nevis aus über die Aonachs und Grey Corries in einem Tag zu wandern. Zumindest mit schweren Rucksäcken würde ich das als ziemlich beschwerlich und langwierig einschätzen. Als Tageswanderung ist es viel eher machbar. Auf der Suche nach einem geeigneten Camp fanden wir einen kleinen See/Tümpel unterhalb des Coire Easain in 3-4km Entfernung. Noch konnten wir die Stelle nicht einsehen, aber es sah zumindest auf der Karte ganz gut aus. Halbwegs flach, unterhalb eines kleinen Sattels gelegen und vor allem mit einem kleinen See daneben.
Bevor wir dorthin gelangen konnten, mussten wir aber noch ein Hindernis überwinden. Zwischen Unserem Standort am Stob Choire Bealaich und dem nächsten Gipfel auf der Ridge gibt es einen recht steilen Einschnitt, den wir hinab klettern mussten. Das allein wäre nicht so schwierig gewesen, aber der schmale Pfad, der sich über ein Geröllfeld hinab windet, war komplett unter einem Schneefeld verschwunden. Genau genommen war fast der gesamte Abhang mit einem breiten und recht steilen Schneefeld bedeckt, so dass wir ehrlich gesagt, mehr als Respekt hatten dieses zu überqueren. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir eine Stelle gefunden hatten, an der das Schneefeld schmal und etwas weniger steil war. Hier querten wir und stiegen dann schräg am Hang über nasses Gras und Felsen hinab. Es blieb nicht aus, dass einer unserer Freunde ins Rutschen kam, aber außer einer nassen Hose passierte nichts weiter. Der tiefste Punkt des Sattels (731m) war irgendwann erreicht und mit einer gewissen Ehrfurcht blickten wir auf die Gipfel vor uns und vor allem auf die, welche bereits hinter uns lagen.


Ein Blick zurück zu den Aonachs vom Sgurr Choinnich Beag

Der Pfad hinauf zum Sgurr Coinnich war aber recht angenehm zu laufen. Nicht zu steil, immer über Gras mit schönen Aussichten zu den Grey Corries. Der Himmel war jedoch noch immer Wolkenverhangen und man konnte nicht sicher sein, ob es nicht vielleicht doch gleich anfängt mit regnen. Der zweite Gipfel danach war jedoch nochmals 130m höher und hier oben wurde die Ridge auch wieder schmal mit einer steilen Flanke nach Norden. Hier oben begannen auch Schneeverwehungen, welche meist den schmalen Bereich zwischen Pfad und Abhang bedeckten. Das klingt gefährlicher als es war, sorgte aber umgehend für ein nasses Gefühl in den Schuhen.


Die Aonachs


Grey corries direkt voraus


Sgurr Choinnich Mor


Durch den Schnee

Ich beim Versuch auf dem Allerwertesten den Hang hinab zu rutschen --> Funktionierte nicht, da es nicht steil genug war

Nach dem letzten Munro des Tages hatten wir unser geplantes Camp erreicht und suchten nach einem schönen Fleck am See. Zu unserer Überraschung war jedoch ein Großer Teil des Sees noch von Schnee bedeckt und auch direkt an den Ufern sah es nicht so einladend aus. Trotzdem wollten wir mangels Alternative hier bleiben und schlugen die Zelte etwas entfernt vom Wasser nahe eines kleinen Abhangs auf. Das hatte den Nachteil, das wir recht ungeschützt dem Wind ausgesetzt waren, allerdings war die Stelle eben und recht trocken. Hier oben bemerkten wir recht schnell die Anstrengung des Tages. Müde und geschafft machte uns der kühle Wind zu schaffen und recht schnell zogen wir uns ins Zelt zurück, wo wir sogar (in der Apsis) den Reis fürs Essen kochen mussten, da es draußen trotz Windschutz zu sehr wehte.


Unser Camp unterhalb des Sgurr Choinnich Mor


Photosphere: Rundblick vom Camp

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