Distanz: 22km
Anstieg: 1050m
Der nächste Morgen war nicht genau das was wir erhofft hatten oder was die Vorhersage angekündigt hat (vorgestern, beim letzten Mal Internet). Es nieselte noch immer, aber was eigentlich schlimmer war, war die geschlossene Wolkendecke bei ca. 700m in der alle Berge und Gipfel verschwanden. Carn Dearg, der Munro hinter der Culra bothy war in den Wolken genau wie alle anderen umliegenden Gipfel.
Der nächste Morgen. Finde den Unterschied.
Während des Frühstücks diskutierten wir unsere Optionen, die recht bescheiden waren. Wir konnten das Wetter aussitzen und auf Besserung warten und hoffen oder aber trotzdem die geplante Tour laufen und dann ggf. Anpassungen vornehmen. Da wir letztlich nur noch 3 Tage hatten und bereits übermorgen wieder am Auto sein mussten, entscheiden wir uns für die Tour, auch wenn wir sehr wahrscheinlich nichts sehen sollten. Zur not konnten wir daheim die Wandertouren von anderen im Netz lesen und so erfahren, wie die sicht von oben ausgesehen hätte.
Mit dieser Entscheidung starteten wir und liefen zurück zur kleinen Brücke nahe der Bothy. Wir warfen nochmals einen Blick hinein und trauten beim wieder heraus kommen unseren Augen nicht. Nahe der Bothy stand ein Grüppchen von 4 Mountainbikern welche Abfahrtsski incl Stiefel zum Transport an den Rädern befestigt hatten und nun flussaufwärts entlang des Pfades fahren wollten. Es gelang uns leider nicht herauszufinden, was die Radler/Skifahrer vor hatten aber ich vermute sie waren auf dem Weg zu einem größeren Schneefeld.
In der Bothy
Ski-Biking? Bikeskiing? Was immer die Radfahrer vorhaben, es sieht interessant aus!
Ein ziemlich grauer Tag
Wir querten die Brücke und wanderten die 600m bis zu den Zelten auf der anderen Bachseite wieder flußaufwärts. Es war schon seltsam einen Steinwurf von den Zelten entfernt zu stehen und sie trotzdem nicht zu erreichen. Der Pfad führte uns weiter hinauf in Richtung Ben Alder, allerdings verließen wir ihn auf rund 650m und liefen weglos in Richtung der Nordflanke des Beinn Bheoil nahe des Schotterfelds Sron Dreineach. Oben (auf 800m) war die Sicht weg. Stattdessen war die Sicht gering (vllt 50m) und ein kräftiger Wind blies den Nieselregen in alle Ritzen der Regensachen die wir bereits beim Anstieg angezogen hatten.
Die langgezogene Ridge schien sich ewig hinzuziehen bis wir endlich am Gipfel (1019m) ankamen. Natürlich hatten wir keinerlei Sicht nach irgendwohin und so blieben wir nicht lang sondern wanderten weiter in Richtung Sattel zwischen Beinn Beoil und Ben Alder. Etwa einen Kilometer weiter verloren wir unseren Freund (zumindest kurzfristig). Wir waren vom Gipfel in zwei Zweier-Gruppen gestartet, da einer noch etwas im Rucksack suchte. Die hintere Gruppe trennte sich dann nochmals weil einer der beiden etwas suchte. Wir liefen noch ein paar Meter weiter, stoppten dann aber um auf die anderen zu warten. Allerdings tauchte nur einer aus dem Nebel auf, mit der Begründung der anderer müsse mal noch eben was suchen. So warteten wir … und warteten … und warteten. Nach ca. 10 Minuten begannen wir uns zu wundern und begannen mit der Suche. Einer von uns lief zurück zum Gipfelsteinhaufen, der andere weiter und ich blieb stehen. Das blöde an der Sache: Der Freund, welcher verschwunden war, hatte ausgerechnet kein GPS dabei. Wir anderen hatten jeder ein Garmin-GPS mit installierter OS Karte und der GPX Route. Insofern konnte er auch nicht wissen, dass wir an dieser Stelle den Grat verlassen musste um zum Sattel im Westen kommen. Der Grat bog indes nach Süden weg zu einem Nebengipfel namens Sron Coire na h-Iolaire (955m). Wie so oft hatten wir jedoch Glück, denn der Verschwundene merkte selbst, dass es zum einen steiler bergab ging und zum anderen keiner mehr in der Nähe hörbar war und kehrte um. Auch die beiden Suchenden kamen alsbald zurück und so konnten wir weiter in Richtung Sattel Bealach Breabag. Dieser kleine Vorfall hatte gereicht um uns die Gefahren in dieser dicken Nebelsuppe klarzumachen.
Aufstieg zum Ben Alder
Wir liefen nun teils nach Geländekontur und teils nach GPS und querten den nicht sichtbaren Pfad welche den Sattel passiert und zum Benalder Cottage führt. Auf der Gegenseite ließ sich durch den Nebel ein steiler Anstieg erahnen. Es ging hinauf auf das Ben Alder Plateau. Nachdem wir die ersten 200 Höhenmeter hinter uns gelassen hatten, wurde es zunehmend flacher. Noch hielten wir auf den höchsten Punkt zu, und nach dem ersten Vorgipfel folgten wir dem Bergrücken nach NW.
Auf dem letzten Kilometer wurde jedoch das Gelände ebener und die Schneefelder größer. Nachdem wir merkten, dass wir recht nach an den östlichen Rand des Plateaus kamen und auch den Rand der Schneewächte erahnen konnten wurde uns schnell klar, dass es hier oben nur noch mit GPS weitergehen konnte. Die Sicht war noch geringer als auf Beinn Bheoil und bis auf die schwarzen Felsbrocken, welche ab und an herum lagen, sah man nichts als weiß. So steuerten wir stur dem GPS folgend und dabei mit möglichst großem Abstand zur östlichen Abbruchkante auf den Gipfel zu. Auch den kleinen See Lochan a’ Garbh Coire umgingen wir, sehen konnten wir ihn sowieso nicht, da er wahrscheinlich zugefroren und schneebedeckt war.
Diesmal blieben wir zusammen
Auf Ben Alder
Ohne GPS einfach nicht machbar. Definitiv nicht!
Schließlich sahen wir etwas Dunkles in der Entfernung und waren überrascht, als es der Gipfelsteinhaufen ein paar Meter vor uns war. Wir waren recht erleichtert den Gipfel gefunden zu haben und rätselten nun, ob wir weiter nach NW gehen sollten und dort in den Bealach Dubh absteigen sollten oder aber zurück bis zum Sattel und von da dem Pfad zur Culra Bothy folgen sollten. Wir entschieden uns für letztere Option und kehrten am Gipfel um. Das bedeutete auch, dass wir uns die fehlenden 4 Munros schenkten und auf relativ direktem Weg zurück zu den Zelten liefen. Der Gründe für eine Einkürzung waren vielfach. Zuerst das schlechte Wetter, denn noch immer herrschte Null Sicht bei kräftigem kühlen Wind um die 3 Grad und Nieselregen. Wir waren alle recht ausgekühlt und konnten nicht erwarten auf den anderen Gipfeln irgendetwas zu sehen.
Zeitgenössische Kunst auf dem Ben Alder? Neee, Nur mein Kumpel.
Ben Alder Gipfel. Wegen der schlechten Sicht entstand deshalb auch der Running Gag: Wo ist Ben, Alter?
Zurück am Sattel
Wir folgten unseren Spuren zurück bis zum Sattel und von da aus einem sehr nassen und teils schlammigen Pfad hinab zum See Loch a’ Bhealach Beithe. Hier angekommen war ich froh, das Gipfelplateau hinter mir gelassen zu haben. Da oben war es nicht unbedingt bedrohlich oder unheimlich, aber es fühlte sich ausgesetzt und auch etwas gefährlich an. Wenn nicht sichtbar ist, wo man hinläuft oder was vor einem liegt während man nass und kalt ist, ist nicht unbedingt angenehm. Ein kleiner Fehler oder ein Sturz kann da oben unangenehme Folgen haben.
Wir waren noch immer im Nebel, als wir plötzlich merkten, dass linkerhand kein Abhang sondern das dunkle Wasser des Sees lag.
Loch a’ Bhealach Beithe - irgendwo … da hinten
Am Loch
Das Wandern entlang des Lochs zog sich wie zuvor die Ridge dahin. Da wir das andere Ufer nicht sehen konnten, fühlte es sich wahrscheinlich sehr viel länger an, als es tatsächlich was. Der See erstreckte sich einfach ins Nichts.
Als wir ans nördliche ende des Sees gelangten, fanden wir einige schöne Schneebrücken über den Fluss. Glücklicherweise bestand keine Notwendigkeit diese zu queren, aber aufgrund der Schneemassen muss in diesem Winter einiges an Schnee hier oben gelegen haben.
Schneebrücke über den Fluss/Bach.
Ein größeres Schneefeld und einige Bergtrolle
Ein schönes Bild vom schüchternen Ben Alder
Unterhalb der Wolken
Fast wieder zurück
Die Bothy
In der Bothy. Schei** aufs Asbest aber hier ist es wenigstens trocken!
Das Dinner ist serviert. Außerhalb der Highlandtour würde ich das wahrscheinlich nicht anrühren, aber hier ohne Alternativen ist es einfach lecker.
Nun wurde die Sicht wieder besser und kurz danach konnten wir schon die Bothy in einiger Entfernung erkennen. Der Rest des Wegs ist nicht der Rede wert und als wir endlich zurück an den Zelten waren, entschieden wir uns dazu aufs Asbest zu pfeifen und uns wenigsten zum kochen in die Bothy zu verziehen.
Die Bothy ist wahrlich gemütlich und ich fand es sehr angenehm dort. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies ein Ort voller Lagerfeuergeschichten mit Whisky und einem Gefühl der Freundschaft ist. Ein Feuer hatten wir nicht (woher Holz für den Ofen nehmen), dafür aber Couscous und etwas Whisky und ein allerletztes Bier und nach etwas zwei Stunden zog es uns zurück zu den Zelten, wo wir wie schon zuvor auf besseres Wetter und eine gute Nacht hofften.
Candlelight Dinner.
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