Strecke: 23km
Höhenmeter: 1300m
Der Tag startete so gegen 8 mit dem Geräusch von Wind auf Zelt. Regen hingegen war nicht zu hören. Ein gutes Zeichen. Ich weiss nicht, wie oft ich mich in der Nacht im Schlafsack gedreht hatte und fast jedesmal hörte ich das Knistern von Nieselregen auf dem Zelt.
Insofern war ich echt überrascht, dass es nun trocken war. Der erste Morgen ist aber sowieso immer ein bisschen chaotisch, denn Körper und Kopf sind noch immer in der warmen Komfortzone des Schlafsacks und meist ist die erste Nacht im Zelt nicht so erholsam durch die ungewohnten Geräusche, die Enge und den Sägemüller im Schlfsack nebenan
Nach einer Weile des Wach-an-die-Zeltwand-starrens hörten wir Geräusche aus dem zweiten Zelt und machten uns so langsam tagfertig. Das geht in einem kleinen Zelt wie unserem Kaikialla eigentlich nur seriell. Schnell kochte jedoch etwas Wasser und wir konnten einen leckeren Instantkaffee geniessen. Das Frühstück bestand aus unserer üblichen Highland Kost: englisches Brot (nicht so schlecht wie sein Ruf), Käse und Schinken mit etwas Honig, sowie Porridge.
Der nächste Morgen ist nicht viel anders als der Abend zuvor. Wind aber kein Regen. Lochan na h-Earba.
Ein ferner Berg. Evtl Beinn a'Chaorainn
Nachdem wir Zelt und sonstiges Zeuch erfolgreich in die Rucksäcke gequetscht hatten starteten wir entlang des Baches, welchen wir am Vorabend flinken Fusses überquert hatten. Die Stelle war jedoch nun überflutet, da durch den Nachtregen der Pegel im Bach ein paar Zentimeter höher stand. So folgten wir am rechten Ufer bergauf und fanden bald eine Stelle an der wir queren konnten. Von da an war das Laufen einfach denn wir fanden einen 4WD track, der sich das Corrie (Tälchen) hinauf schlängelte.
Wir folgen dem Bach Allt Coire Pitridh
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Panorama vom Sattel
Blick zum Munro Beinn a’Chlachair
Vor uns sahen wir zwei Wanderer, augenscheinlich Vater und Kind aber sie waren zu weit entfernt für einen kurzen Smalltalk und bald den Blicken entschwunden. Sie waren die einzigen Menschen, die wir heute sehen sollten. Auf dem Sattel zwischen Creag Pitridh und Beinn a’Chlachair angekommen, versteckten wir unsere Rucksäcke. Ok, verstecken ist etwas hoch gestochen, wir legten sie windgeschützt an einen Fels. Von Diebstahl habe ich noch nicht gehört, obwohl sich in einem englischen Forum neulich berichtete, er hätte seinen Rucksack abgelegt um einen nahen Gipfel zu besteigen und wäre bei seiner Rückkehr sehr heftig von einem fremden Wanderer angegangen worden, wie er sein Zeuch einfach so herumliegen lassen könne. Der fremde Wanderer hatte sich nach eigener Aussage Sorgen gemacht wegen des verlassenen Gepäcks und wollte schon die Mountain Rescue rufen.
Darüber machten wir uns keine Sorgen sondern starteten Richtung Creag Pitridh, dem ersten Munro der Tour, der ungefähr 1km und 200 Höhenmeter entfernt war.
Bald standen wir auf dem ersten Munro der Tour und konnten den schönen Ausblick auf die umliegenden Berge, Täler und Seen genießen. Zur feier öffneten wir den ersten Whisky, einen Laphroaig Select und wedelten mit unserer mitgebrachten Fahne.
Creag Pitridh
Aussicht vom Gipfel
…
Creag Pitridh (924m) ist der niedrigste der 3 Munros in Umkreis von 2km, bietet jedoch die beste Aussicht, so dass wir ein Weilchen blieben und danach uns in Richtung Geal Charn aufmachten. Während Petrie fast schneefrei war, dauert es beim Aufstieg auf dem Geal Charn (1049m) nicht lang und wir querten das erste große Schneefeld und wenig später war alles schneebedeckt.
Aufstieg zum Geal Charn
Noch ein Blick zum Beinn a’Chlachair
Fast da
Auf der Spitze
Winter Wunderland
Der Munro Aonach Beag falls ich nicht ganz falsch liege
Abstieg durch den Schnee
Der Wind wurde auch stärker und so kraxelten wir hinauf zum Gipfel des Geal Charn. Hier war es ziemlich ungemütlich: Windig und recht kalt. So blieben wir nicht lange und wanderten zurück zum Sattel um unsere Rucksäcke aufzusammeln. Dort angekommen machten wir kurz Stop um die Aussicht auf das Loch a’Bhealaich Leamhain zu geniessen, dass eingerahmt von steilen Hängen vor uns lag. In der Ferne konnten wir auch das Loch Pattack erkennen und dahinter die runden Hügel des Cairngorms. Wir fanden einen Pfad, der nach Osten oberhalb des Loch entlang führte und folgten diesem für einen Kilometer, parkten dann die Rucksäcke erneut und machten uns auf den Weg zum dritten Munro des Tages.
Auf dem Sattel mit Blick aufs Loch a’Bhealaich Leamhain
Der anfängliche Anstieg zum Beinn a’Chlachair war steil aber ein kaum sichtbarer Pfad machte es einfacher. Das änderte sich als sich der Pfad (oder wir ihn) verlor kurz bevor wir das Plateau erreichten. Von hier aus mussten wir das weite Plateau queren das nichts anderes als ein weites Feld aus kleineren Felsbrocken war.
Nach einer Weile erreichten jedoch den Gipfel des Beinn a’Chlachair. Die Aussicht von hier oben war grandios. Vor allem nach Süden, denn dort sahen wir die Gipfel, die wir für die kommenden 2 Tage eingeplant hatten: Ben Alder, Geal Charn 2 und die restlichen Munros rund um die Culra Bothy.
Hinauf zum Beinn a’Chlachair
Auf dem Gipfel. Pitridh und Geal sind im Hintergrund zu erkennen
Der andere Geal Charn (es gibt 2 in dem Gebiet) und dahinter Ben Alder
Sonne!!! Wir haben wir Dich vermisst. Bitte … lauf nicht weg!
Und … weg ist sie.
Als wir schliesslich den Gipfel wieder verliessen, hatte der Wind ordentlich aufgedreht und blies uns förmlich zurück zu den Rucksäcken in nullkommanix.
Damit hatten wir die 3 Munros für heute geschafft und nun war es an der Zeit zu unserem Ziel, der Culra Bothy bzw einem Fleckchen Wiese im Umkreis, zu gehen. Die Bothy war noch ungefähr 6 oder 7 km entfernt und wir planten vorher, und zwar möglichst zeitnah noch einen Stopp einzulegen um ein sehr verspätetes Mittagssüppchen verbunden mit einem Käffchen zu trinken.
Der Pfad, dem wir bereits vom Sattel gefolgt waren, führte uns weiter runter bis zum Allt Cam Bach, wir fanden jedoch keine geschützte Stelle, wo wir für ein Stündchen vor Wind geschützt gewesen wären. Noch regnete es nicht, aber über Loch Pattack sahen wir den weißen Vorhang eines Regenschauers gefolgt von einem herrlichen Regenbogen.
Regenbogen über Loch Pattack
Die Größe des “kleinen” Bächlein Allt Cam überraschte uns dann doch etwas. Hier war nix mit “über-die-Felsen-hopsen”, sondern wir erkannten, dass wir diesmal nasse Füße gebucht hatten. Also Wanderstiefel aus und je nachdem was jeder dabei hatte in Sandalen, Joggingschuhe oder barfuß den Fluß gequert. Natürlich war das Wasser trotzdem eiskalt.
Beim Furten das Flüsschens … vielleicht fällt ja etwas Material für ein nettes FAIL Video ab
Das ist genug Kneipp-Kur für ein ganzes Jahr
Allt Cam
Die geplante Kaffeepause mussten wir streichen. Zwar schleppte ich noch einen Topf mit Wasser für einen Kilometer den Weg entlang aber der Weg, welcher hinab zum Loch Pattack führte, war ungeschützt und ausgesetzt. Letztendlich kippte ich das Wasser weg und wir wanderten die letzten Kilometer zur Culra Bothy.
Die Warnung “BOTHY CLOSED! ASBESTOS!”, auf alle Türen mit weißen Großbuchstaben geschrieben, hielt uns davon ab, in der Bothy zu übernachten. Wir warfen trotzdem einen Blick hinein. Nett. Später sollten wir noch mehr Zeit in der Bothy verbringen…
Die Zelte waren schnell aufgebaut und wir verkrochen uns hinein um den Regen, der kurz vor Erreichen der Bothy eingesetzt hatte, auszusitzen. Nach einer Weile vergeblichen Wartens hockten wir dann alle im großen Zelt um einen Topf leicht angebrannter Nudeln versammelt. Nach einem Schluck Whisky (diesmal einfacher Famous Grouse) legten wir uns dann bald hin und hofften auf besseres Wetter für den morgigen Tag, an dem wir eine Runde über 6 Munros geplant hatten.
An der geschlossenen Culra bothy. Ok, die Türen sind offen, aber die Warnungen eindeutig.
Etwas Sonne
Nudeln im Zelt
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