7. Mai 2017

Sco2017 - Tag 4 - Morgens Moruisg, nachmittags nach Haus

Entfernung: 24km
Anstieg: 1000m


Ein neuer Morgen. Tiefhängende Wolken aber kein Regen

Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir uns an diesem Morgen extra den Wecker gestellt um nicht zu lang zu schlafen. Piep, piep macht es um 7.30 und trotzdem dauerte es seine Zeit, bis wir gefrühstückt hatten und die Zelte verpackt waren. Etwas später waren wir bereit für den Tag, welcher uns hinauf auf den Moruisg und von da zurück zum Auto führen sollte. Zuerst jedoch folgten wir dem Bach An Crom-allt an welchem wir gezeltet hatten talwärts bis zum Zusammenfluss mit dem River Meig und hielten uns danach links in Richtung River Glenuaig bothy/shelter.


Nach Glenuaig





Glenuaig


Glenuaig shelter. Irgendwer ist hierher geradelt, wahrscheinlich von Craig aus


Gut zu wissen ...


"Schaaaatz, ist es noch weit bis Auckland" - "Halt einfach die Klappe und lauf weiter!"


Der Shelter von außen

Eine kurze Pause legten wir am Glenuaig shelter ein, einer kleinen Hütte für gerade mal 2 Personen. Sieht sehr gemütlich aus und bietet mit Bett, Tisch und elektrischem Heizer alles, was man in einer stürmischen Nacht braucht. Von hier wollten wir auf den Moruisg laufen, mit vollem Gepäck. Von Glenuaig startet ein Pfad hinauf auf das Plateau unterhalb des Gipfels, welcher im Serpentinen den steilen Hang hinauf führt. Den Einstieg/Beginn zu finden war aber alles andere als einfach, da der Pfad schon etliche Jahr alt ist und die untersten 100m schon weggewaschen waren. So stiegen wir querfeldein hinauf und kreuzten irgendwann den Pfad, der sich als grasbedeckte ZickZack Linie offenbarte, die aber sehr angenehm auch mit schwerem Gepäck zu laufen war. Stoisch folgtem wir dem Weg bis er auf ca. 750m Höhe abrupt verschwand. Dafür tat sich vor uns das Plateau unterhalb des Gipfels auf, wobei "auftun" etwas falsch gewählt ist. Schon den ganzen Morgen hingen die Wolken tief in den Bergen, von Sonne keine Spur aber Regen setzte auch nicht ein. Ab 800m waren wir in den Wolken und dementsprechend war die Aussicht dahin. Wir parkten unsere Rucksäcke auf ca. 850m und bewegten uns westwärts zum Gipfel des Moruisg (926m). Hier oben war das Wetter ein echter Kontrast zu den letzten Tagen. Es wehte ein starker und unangenehm kalter Wind und die Sicht war gering (ca. 100m). Deshalb behielten wir das GPS im Auge um den Gipfel-Cairn zu finden, was uns letztendlich auch gelang. Wundersamer Weise hatten wir im Nebel unsere 2 Freunde verloren, die auch nach 5 Minuten Wartezeit nicht ankamen, obwohl sie nicht weit hinter uns gewesen waren. Unangenehme Erinnerungen an 2014 wurden wach, als wir eine Freundin im Nebel am A'Mhaighdean verloren hatten, welche dann lauthals um Hilfe schrie und ziemlich aufgelöst war, als wir sie nach ca. 30min fanden.
Diesmal war die Erklärung aber einfacher. Es gab 2 Gipfel Cairns und somit auch 2 Gipfel. Unsere Freunde waren einfach zu dem Ihnen nächsten gelaufen, den sie im Nebel gesehen hatten. Außerdem hatten wir auf dem GPS verschiedene Karten wo der Gipfel letztendlich ca. 100m auseinander lag. Wir suchten sie nach einer Weile und fanden sie nach kurzer Zeit am anderen Cairn. Natürlich entbrannte nun eine heisse Diskussion, wer den echten Gipfel besucht hatte.


Unterhalb des Moruisg Gipfels


Zum Carn Gorm (aber nicht dem bekannteren Namensvetter)

Wegen des Windes machten wir uns aber recht schnell auf den Weg zurück zu den Rucksäcken. Jetzt war es "nur" noch ein langer Weg zurück zum Auto. Mehr oder weniger. Die Hälfte davon querfeldein, insgesamt ca. 13km Luftlinie. Wir folgten einer Kette von Gipfeln in Richtung Osten, zurück nach Scardroy und erreichten nach einer Weile einen Hügel namens Carn Gorm.


Ein Blick zum Bealach Bhernais


Wir folgten dem Bach bis zum River Meig

Hier entschieden wir uns zum River Meig abzusteigen und wegen der engen Höhenlinien des Hanges direkt nördlich des Tales glaubten wir es wäre schlauer entlang des Bächleins Allt na Criche zu gehen und so zum River Meig zu gelangen. Glaube und Wirklichkeit liegen aber oft weit auseinander und so war diese Entscheidung nicht unbedingt die beste. Je tiefer wir kamen, desto höher wurde das verd*mmte Heidekraut und auch die Torfgräben wurden häufiger und tiefer. Das weglose Laufen auf dem weichen Boden war recht anstrengend, so dass wir auf ca. 400m am Bach eine Pause einlegten und erstmal unsere Füße ins kalte Nass hielten. Die restlichen 150 Höhenmeter liefen sich dann einfacher und wenig später erreichten wir den River Meig und schauten zurück auf den Hang, welchen wir durch unsere "Folge-dem-Bach" Aktion vermieden hatten. Der sah nicht weiter steil aus und wäre wohl wesentlich einfacher gewesen und war bei weitem nicht so steil wie der Abstieg vom Cheesecake am Vortag.


Ein kurze Pause...


...zum Kühlen der geschwollenen Füsse.


Das Bächlein kurz vor der Mündung in den River Meig

Von nun an brauchten wir nur dem Fluss zu folgen bis nach Scardroy. Es existiert auch ein Pfad, der zwar nicht immer sichtbar ist, aber besser wird je näher die Häuser von Scardroy rücken.Spätestens nun war auch die Zeit gekommen, ein bisschen melancholisch zu werden, denn unsere Wandertour 2017 näherte sich dem Ende. Vielleicht deshalb, vielleicht auch weil es schon recht spät war, eilten wir entlang des Flusses zurück nach Scardroy, denn wir wussten, dass es einerseits schon wieder recht spät (ca 16 Uhr) und wir waren noch immer nicht am Auto und noch lange nicht am Zeltplatz für die Nacht.
Schließlich erreichten wir unsere Campstelle der ersten Nacht am letzten Haus von Scardroy (namens Corrievuic) und sammelte schnell unsere Campinggas Kocher sowie ein paar Steine als Souvenirs ein, welche ich am ersten Abend gesammelt hatte.


Hier schließt sich der Kreis ....


... denn hier haben wir vor 4 Tagen gezeltet


Hirsche in Scardroy


Fast da...


Da lang oder dort lang?


Blümchen

Die letzten 3km bis zum Auto zogen sich jedoch ganz schön in die Länge und so dauerte es seine Zeit, bis wir endlich die silberne Silhouette unsere Lifestyle-Kombis erblickten. Im Kofferraum wartete dann aber für jeden ein überraschend kühles Bier und zusammen stießen wir auf die gelungene Tour 2017 an. Diese war die bislang längste aber auch die mit dem besten Wetter bisher.


der letzte Kilometer


Das Beste an diesem Auto war das Bier im Kofferraum

Der V40 wurde wieder beladen und alsbald rollten 4 schwere Rucksäcke zusammen mit 4 stinkenden Wanderern durch das Glen in Richtung Marybank. Irgendwo ab diesem Ort hatten wir auch wieder Handyempfang und das Schweigen im Auto wurde durch ein kontinuierliches Brrrrr, Ping, Ding-Ding unterbrochen. Aber nach 4 Tagen Abschalten, Entspannen, Natur-pur war eigentlich keine der Nachrichten wichtig.
Weiter ging es nach Aviemore und von dort direkt zum Glenmore Campground am Loch Morlich. Nach einem schnellen Zeltaufbau ging es dann unter die ersehnte Dusche.



Glenmore campground

Sauber und wieder gut riechend liefen wir zurück zum Zelt wo bereits der Platzwart auf uns wartete und uns freundlich darum bat eines der Zelt abzubauen und ca. 3m zur Seite zu rücken. Im UK gibt es wohl eine Regel die besagt, dass Zelte aus Brandschutzgründen mindestens 6m Abstand zueinander haben müssen. Nachdem wir aber erklärten, dass wir einerseits keinen Grill, Feuer oder Campingkocher anzünden wollten und andererseits am nächsten Morgen bereits gegen 7 abfahren wollten, drückte er ein Auge zu und ließ uns gewähren.
Danach freuten wir uns auf ein ordentliches Abendessen in Aviemore. Vorzugsweise wollten wir in der Winking Owl absteigen, wo wir bereits vor 2014 Essen waren und wo es lecker und gemütlich war. Wie in 2015 war die Winking Owl aber übervoll und wir konnten keinen Platz mehr bekommen. Andere Optionen waren das Cairngorm Hotel, wo wir 2015 speisten, wo die Burger aber sehr trocken waren. Schräg gegenüber, etwas unscheinbar, entdeckten wir noch das MacDui's, welches wir spontan ausprobierten. Es wurde ein schöner Abend mit Venison Burgern, Neeps & Tatties, Aviemore Ale in einer angenehmen Atmosphäre. Danach rollten wir zurück zum Campground und direkt in die Schlafsäcke.

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