6. Mai 2017

Sco2017 - Tag 2 - Unter schwerer Last auf den Maoile Lunndhaid

Entfernung: 20km
Anstieg: 1200m

Für heute war eine "Überführungs"-Tour geplant, welche uns vom derzeitigen Camp am Loch na Caoidhe zur nächste Campstelle auf einem Sattel namens Drochaid Mhuilich führen sollte. Am morgen frisch aufgestanden freuten wir uns jedoch zuerst über den spiegelglatten See sowie einen Schluck Kaffee mit Porridge und etwas feinen italienischen Parmaschinken.


Spiegelglatter See und noch mehr Sonne. Sind wir wirklich in Schottland?


Frühstück ... Keine Sorge, dem Frosch ist nichts passiert.





Morgenroutine


Ruinen ... Hinter den Mauern kann man gut kauern

Wenig später packten wir unseren Kram zusammen und starteten wie am Vortag entlang der River Orrin. Ebenfalls wie am Vortag folgten wir dem Pfad zum Sgairdean na Caoidhe, einem Sattel zwischen Loch Monar und River Orrin. Von hier wurde der Pfad nicht nur deutlicher sondern führte durch ein kleines Kerbtal hinunter zum Loch Monar. Eigentlich war es unser Plan gewesen uns am Ufer des Sees ein nettes Plätzchen zu suchen und dort Mittag zu machen, aber am Loch angekommen waren wir überrascht/erschrocken darüber, wie wenig Wasser sich darin befand. Das Ufer lag ziemlich tief unter uns und sah zwischen Felsen, Schlamm und Sand auch nicht besonders einladend aus. Also wanderten wir weiter entlang eines Pfades am nördlichen Ufer in westlicher Richtung. Schon seit früh am Morgen brannte die Sonne auf uns herab und das Fehlen kleiner Bäche an denen wir unser Wasser nachfüllen konnten, tat ein übriges. Wir fühlten uns überhitzt und lechzten nach Abkühlung.


Hinab zum Loch Monar.


Nicht gerade übervoll...


Blau und kalt. Ein erfrischender Anblick an diesem heissen Tag.


Allt na Cois

Letztendlich folgten wir dem Pfad für ca. 3km bis zum Coire Fionnarach wo ein recht großer Bach ins Loch fliesst. Natürlich war auch hier das Ufer zu weit entfernt und wäre auch zu schlammig gewesen, aber direkt am Bach fand sich hinter einem kleinen Wasserfall ein Pool. Frisches Wasser war ebenfalls da und so sprangen kurzentschlossen (ohne Klamotten -> keine Bilder ) ins sehr kalte Nass und nutzen die Möglichkeit für eine Katzenwäsche. Danach gabs es Mittag, d.h. Tütensuppe, Tee und Mars Riegel. Hier war es ideal. Plätscherndes Wasser, flache Steine zum Sitzen, eine Landschaft zum Staunen. Um so schwerer war es, uns irgendwann aufzuraffen, die schwere Rucksäcke zu schultern (ja, heute waren wir vollbepackt) und den Munro Lunndhaid zu erklimmen.


Unser swimming pool


Mittag


Steine im Wasser


Aber auch hier ist nicht viel Wasser

Von nun an ging es nur noch bergan. Unser Rastplatz lag auf 250m Höhe, der Gipfel auf knapp über 1000m. Puuh. Aber es gab einen kleinen Pfad (im englischen ein Stalkers path) der hinauf auf 650m führte und dieser machte den Anstieg um einiges einfacher als Querfeldein durch die Heide zu stolpern. Auf dem Weg trafen wir auch einen alten Bekannten, den Wanderer mit schwarzem Hund vom Vortag, welcher diesmal jedoch kaum Zeit hatte zum Smalltalk, da er sich beeilen musste um zum Parkplatz am Loch Monar zu gelangen, ins Auto zu springen und schnell zum Gate zu fahren. Denn Punkt 4 wird dort geschlossen und wer bis dahin nicht aus dem Tal heraus ist, muss wohl oder uebel eine Nacht dort verbringen.


Ab hier nur noch bergauf. Bäh!


Kurzer Tankstopp.


Blick hinauf zum Munro


Hier endet der Pfad. Ein Steinmännchen markiert die Stelle.

Da wo der Pfad endet, war der Gipfel noch ein gutes Stückchen entfernt, sowohl von der Höhe als auch in der Länge. Trotzdem war der restliche Aufstieg weglos über Wiese und Fels nicht zu anstrengend und einfach zu schaffen. Nach einiger Zeit (der Wanderer war evtl bereits am Auto), erreichten wir dann auch den Gipfel des Maoile Lunndhaid.



Noch immer im Anstieg aber bald sind wir oben.


Blick nach Osten


Karges Gipfelplateau


Liathach, Beinn Eighe, Slioch, the Maiden und die Fisherfields ..alle Munros im Torridon sind zu sehn! Vorn ist der Moruisg


Etwas Schnee aber im Vergleich zum Vorjahr lächerlich wenig.

Am Cairn warteten wir auf die restlichen 2 Wanderer unserer Gruppe, tranken etwas und liefen über das breite Gipfelplateau zur Mica Ridge, wo das Plateau schmaler wurde und nach Nord und Süd steil abfaellt. Der Blick nach Süden zum Loch Monar ist echt sehenswert, kann aber nicht mithalten mit dem Blick ins Corrie namens Fhuar Toll Mhor im Norden. Es war ein echter Kontrast zu den weichen rollenden Hügeln, die wir heute gesehen hatten, welcher sich hier bot. Das Corrie faellt steil ab und hat auf halber Höhe 3 kleine, glasklare Seen welche im Sonnenlicht funktelten. Dahinter fällt es ab zum Tal der River Meig und dahinter thront der Moruisg, ebenfalls ein Munro. Das war einer dieser Flecken, wo man eigentlich nichts Überraschendes erwartet, dann jedoch von der Aussicht überwältigt ist. Das Photo kann jedoch nicht die wahre Schönheit dieses kleinen Corries wiedergeben.


Das Corrie ...


Details


Carn nam Fiaclan

Nachdem wir uns sattgesehen hatten, folgten wir aber weiter dem Plateau nach Westen zum Nebengipfel, dem Carn nam Fiaclan. Hier stellten wir uns die spannende Frage, wie wir hinunter zum Drochaid Mhuillich absteigen konnten, denn auf der Karte sah alles recht steil aus und in Kombination mit grobem Schotter und Felsen wäre es sicherlich nicht angenehm geworden hier abzusteigen. So liefen wir entlang des Abhangs und fanden ganz im Westen doch noch einen Pfad nach unten. Wahrscheinlich war die die bevorzugte Auf und Abstiegroute für Munrobagger, die von Glenuaig kommen. Uns war der Pfad natürlich willkommen, aber auch er erforderte ziemliche Aufmerksamkeit, bestand er doch gerade im oberen Teil vor allem aus groben Felsblöcken und später aus losem Schotter. Nach dem obersten Drittel folgte dann Grass und hin und wieder ein Stückchen Pfad.


Carn nam F... Gipfel-Cairn


Blick zu unserem geplanten Camp am See unterhalb des Sgurr a Chaorachain

Wir stoppten auf halbe Abstiegshöhe und entschieden, dass wir heute nicht mehr wie geplant bis zum kleinen See namens Lochan Gaineamhach wollten und dort campen, sondern an dessen ausfließenden Bach welcher auf dem Sattel nach NO abzweigt. Obwohl es in der Karte nach einer recht sumpfigen Stelle aussah, erschien von hier aus ganz ok zu sein. Außerdem lag der Bach noch in der Sonne, während der See bereits im Schatten der Ridge lag.


Loch Mhuilich


Steiler, steiler Abstieg vom Carn nam Fiaclan


Sgurr a Chaorachain - ein schöner Gipfel/Munro

Als ich bereits ca. 2/3 des Abstiegs absolviert hatte, stolperte ich über eine kleine aus der Erde ragende Felsspitze und flog mit den Händen voran in Richtung Abhang. Irgendwie habe ich dann aber den Fall gestoppt, rollte über Rücken und Rucksack und kam dann zum Stehen oder besser Liegen. Autsch! Aber überraschenderweise gab es keine Schmerzen, ich fühlte mich lediglich ordentlich durchgeschüttelt und stand langsam wieder auf. Nach kurzer Schadensevaluierung stellte ich fest, dass ich mir wohl nicht wirklich verletzt hatte, lediglich zwei Schürfwunden sahen nicht sonderlich gut aus und würden mir eine gute Gelegenheit geben mich daheim vorm Aufwasch zu drücken.


Autsch!

Danach wanderten wir die letzten paar hundert Meter bis zu unserer Campstelle, welche auch von Nahem noch immer sehr gut aussah, d.h. sie war recht eben und trocken. Ein wirklich schönes Fleckchen mit frischem Wasser durch den kleinen Bach und einer tollen Aussicht auf den Sgurr a Chaorachain im Westen und den Carn nam Fiaclan im Osten. Dieser Abend , denn der Nachmittag war schon längst vorbei, war tatsächlich der erste Abend an welchem wir etwas Zeit zur Erholung hatten. Man könnte auch sagen wir haben gechillt. Nach Zeltaufbau und etwas Couscous dezimierten wir unsere Whiskyvorräte, da es heute mit nur einem mickrigen Munro keine große Gelegenheit zum Anstoßen gab. Danach ging jeder ins Bett.


Chilling im Camp


Ziemlich ruhig...

Jeder? Nun ja, fast jeder. Ich entschied mich noch etwas wach zu bleiben und dem Bach hinauf zu folgen. Nach weiteren 150m stand ich am kleinen See und sah, dass der flache Kamm im im NW noch in der Sonne lag, so dass ich dorthin aufgestiegen bin (nicht bis ganz hoch, nur auf ca. 800m). Dort stand ich dann und war beeindruckt. Wieder. Es war ein perfekter kleiner Moment. Dort der Sonnenuntergang, ringsum die Berge, deren Spitzen noch leuchteten während die Täler schon in tiefem Schatten lagen. Eine ganze Weile verfolgte ich, wie die Sonne immer tiefer sank und schliesslich hinter dem nächsten Kamm versank. Wäre ich weiter aufgestiegen hätte ich wohl einen wundervollen Sonnenuntergang erleben können, aber das hier und jetzt war auch schon perfekt und noch immer war ich etwas klapprig vom Sturz.


Der Mond über Bidean an Eoin Deirg


Carn nam Fiaclan


Sonnenuntergang über dem Liathach (würde ich sagen)


Alpenglühn

Ein Geräusch riss mich letztendlich aus den Gedanken. Es klang mehr als seltsam und zunächst schreckte ich auch zusammen, blickte mich dann aber um und entdeckte in hundert Meter Entfernung zwei Hirsche (oder Rehböcke oder Rothirsche) die mich stumm anblickten. Damit war die Stimmung aber erstmal dahin und so lief ich hinunter zum See, knipste noch ein paar Photos, fand aber die angenehme Abendstimmung nicht mehr wieder und entschloss mich zurück zu den Zelten zu gehen und mich aufs Ohr zu hauen.


Am See Lochan Gaineamhach


Die Sonne ist weg ... und schwupps wurde es kalt (früh war das Wasser im Topf gefroren)


Endgültig Zeit fürs Bett

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