Entfernung: 25km
Anstieg: 2700m
Auf diesen Tag hatte ich mich gefreut. Warum? Nun, beim Planen der Runde auf Google Earth und Walkhighlands hatte ich den Eindruck bekommen, des die Berge am Westende des Loch Monar wild und steiler sind als die recht lieblichen Strathfarrar Munros. Eine kleine Klettereinlage hier und da, dramatische Abgründe und tiefe Täler war das, was ich mir erhoffte. Nun, davon sollte ich mehr als genug bekommen. Aber dazu später mehr.
Wie üblich gab es am frühen morgen ein kleines Frühstück mit Porridge, Toast und Honig, Kaffee und einem Apfel für jeden (die mein Kumpel bis hier her geschleppt hatte). Danach ließen wir das schwere Gepäck in den Zelten zurück und starteten mit leichter Ausrüstung zu unserem ersten Munro (dessen Gipfel quasi direkt über unserem Camp lag).
Frühstück
Das erste Ziel des Tages - Bidean an Eoin Deirg
Immer höher. Entweder ist es recht steil oder das Flugzeug stürzt gerade ab
Auf halber Höhe. Ein paar Hautfetzen meiner Hand liegen am gegenüberliegenden Hang
Bidean an Eoin Deirg. So nennt sich der Nebengipfel des Munro auf den wir aufsteigen wollten. Wir starteten in Richtung Osten und querten die Flanke des Bidean und kraxelten dann einen kleinen Grat hinauf über eine Menge losen Schotter und viel Heide. Trotzdem war es keine allzu schwierige Angelegenheit auf die Spitze zu kommen und die Aussichten auf die gegenüberliegenden Berge ließen die Anstrengung schnell vergessen. Der Grat hatte die Eigenschaft nach oben hin etwas flacher zu werden, so dass wir den Gipfel nicht sehen konnten bis wir plötzlich ... baff ... oben standen.
Auf der Spitze mit tollen Aussichten
Von hier oben hatten wir einen phantastischen Rundblick. Tief unter uns die Zelte, im Osten der Maoile Lunndhaid (vom Vortag), im Süden das Loch Monar sowie westlich davon die 3 Munros, welche wir heute noch vor uns hatten (Lurg Mhor, Bidean a Choire Sheasgaich - Cheesecake genannt und Sgurr Coinnich).
Nach einer Weile kamen 2 Frauen an und wir hatten ein nettes Gespräch über die Hohe Tatra (wo eine der beiden gerade im Urlaub war) und über die Sächsische Schweiz (ein bisschen Werbung machend für die Heimat). Nach dem obligatorischen Gipfelphoto starteten wir wieder in Richtung Westen und folgten der Ridge zum Sgurr a Chaorachain, dem Hauptgipfel des gleichnamigen Munros. Dieser war zwar auch schön, bot aber bei weitem nicht den schönen Rundblick wie der Bidean, da er eher flach und rund war.
Auf dem Sgurr a Choarachain
Fast unsere gesamte Route für heute ist zu sehen: Lurg Mhor, Cheesecake, Sgurr Choinnich
Nach einem kurzen Stop stolperten wir hinab zum Sattel/bealach zwischen den beiden Munros Sgurr a Chaorachain und Sgurr Choinnich. Hier trennten sich nun unsere Pfade. Einer von uns, der Nicht Munro-Sammler, zog einen entspannten Tag vor anstatt sich auf das Loch Monar Horseshoe einzulassen, wie wir restlichen Drei es vor hatten.
Sgurr Choinnich sollte der letzte Berg des Tages werden und exakt hier am Sattel wollten wir den Kreis des Horseshoe schließen. Deshalb querten wir die Flanke des Choinnich in Richtung Süden zum Nebengipfel Sgurr Conbhaire. Bergbeine (eines lang, das andere kurz) wäre dabei wirklich vorteilhaft gewesen.
der Sattel unterhalb des Sgurr Choinnich
Auf dem Sgurr na Conbhaire - Ein kleiner Berg wie ein Aussichtsturm
Loch Monar
Sgurr Conbhaire ist ein nicht näher klassifizierte Nebengipfel der jedoch durch seine Lage mitten im Horseshoe einen großartigen Blick aufs Loch Monar und die Ketten an Bergen rund herum bot. Es war wirklich schön hier oben. Leider bemerkten wir zu diesem Zeitpunkt zwei kleine ... nennen wir es Herausforderungen. Zum einen hatten wir fast kein Wasser mehr und hier oben auf über 800m Höhe fand sich durch die Trockenheit auch nichts und zum anderen war es bereits recht spät, d.h. kurz nach 13 Uhr und wir hatten noch recht wenig von unserer ambitionierten Runde absolviert.
Der Abstieg vom Conbhaire war ein echter Knie-Killer. Recht steil, aber so das man problemlos gehen konnte dafür knapp 700HM geradewegs nach unten. Wasser fanden wir ab ca. 500m, jedoch nur als Rinnsal welches mit grünem Schleim durchzogen war.
Auf halbem Weg nach unten...
Vegetation an Felsstufen
der TOD war uns auf den Fersen
Etwas weiter unten fanden wir die Überreste eines Hirschs. Lecker aber immerhin ein gruselig-schönes Photomotiv. Als wir endlich mit weichen Knien unten ankamen, waren die Wasserflaschen (jeder hatte ca. 1l) komplett leer. Schlimmer war jedoch die Aussicht auf die Nordflanke des Lurg Mhor, welche uns nun bevorstand. Von hier unten war kein direkte Pfad für den Aufstieg erkennbar und Felsbänder durchzogen den Hang, so dass dieser schwierig bis unmöglich aussah. Ein blick auf die Karte zeigte jedoch, dass im Westen des Lurg der Hang flacher wurde (was der Blick auf den Hang bestätigte) und so beschlossen wir mit einem kleinen Umweg nach Westen über das Coire Doinn Mor aufzusteigen. Zuvor aber stoppten wir im ausgetrockneten Bett des Lochs/Stausees und tranken uns am Zufluss satt. Es war ein seltsamer Ort hier unten. Das GPS zeigte, dass wir mitten im See stehen aber ringsum war Nichts grünes nur Sand, getrockneter Schlamm und kleinere Felsen. Ab und zu ragte der Rest von alten Bäumen aus dem Sand, mit grau-weissem alten Holz, rund gewaschen über die Jahre. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Baumreste Überbleibsel von Bäumen sind, die entweder gefällt wurden als der Stausee entstand oder noch vom Wald stammen, der vor Jahrtausenden die ganzen britischen Inseln bedeckte.
Per Anhalter in die Galaxies .. doch hier fährt nichts mehr
Ein Teil des alten Waldes
Bäume oder was davon übrig ist
Wir pausierten ein kleine Weile am Bach der entlang des Seegrundes fließt und starteten dann mit dem Aufstieg. Am Fuss des Hanges trafen wir zuvor noch einen älteren Herrn mit Angelausrüstung und schottischem Akzent, der hier eigentlich Angeln wollte. Er meinte aber, dass es damit wohl schwierig werden würde.
Es folgte der Anstieg hinauf. Die 700HM die wir zuvor hinab gestolpert waren, wollten nun im Gegenanstieg wieder hoch gekraxelt werden. Obwohl wir die ganze schwere Ausrüstung zurück gelassen hatten, war der Anstieg eine echte Qual. Meine beiden Kumpels waren beide mal wieder fitter und damit schneller als ich, so dass ich sie nach ca. 2/3 des Anstiegs aus den Augen verlor und nur noch mechanisch einen Fuss vor den anderen setzte. Ich hielt noch nicht mal an um die Aussicht zu photographieren, ich wollte einfach nur noch hoch und ankommen. Letztlich, es fühlte sich an wie eine Ewigkeit war aber in Realität nur 45 min, kam ich oben an und genehmigte mir einen großen Schluck Wasser. Zusammen ging es dann weiter nach Westen zum Meall Mor.
Auf zum Meall Mor.
Von dort kamen wir - Sgurr na Conbhaire
Meall Mor in Sicht
Meall Mor ist ein Nebengipfel des Lurg Mhor und sah aus unserer Perspektive aus wie der echte Gipfel. Sehr zu unserer Überraschung zeigte sich aber als wir die Spitze erreichten, der echte Munro und die Ridge, welche die beiden Gipfel verband. Die sah recht interessant aus und hatte ein, zwei Stellen, wo etwas sie ausgesetzt und steil war. Es machte jedoch Spass, der Ridge zu folgen und die schwierigen Passagen zu überwinden. Lediglich die Wanderstöcke waren dabei echt hinderlich.
Ein steiler Einschnitt zwischen Meall und Lurg Mor
Lurg Mhor und Bidein a Choire Sheasgaich a.k.a. Cheesecake
Kletterabschnitt
Auf dem Lurg Mhor angekommen blickten wir hinab ins Tal/Glen zwischen Sgurr Conbhaire und Lurg Mhor und das Gefühl der Weite zusammen mit dem Wissen, das wir gerade diesen Abschnitt gewandert waren machte uns ein bisschen stolz. Aber wir lagen falsch, ziemlich falsch sogar. Es war bereits 16:30 und wir hatten noch nicht mal die Hälfte geschafft. Ok, der längste Aufstieg lag hinter uns, doch vor uns lagen noch 2 weitere Munros und 3 Einschnitte mit teils heftigen Anstiegen.
Posing vorm Lurg Mhor
Cuillins auf Skye
Und so beeilten wir uns damit weiter zu kommen zum Bidean a’ Choire Sheasgaich, einem Munro, der aufgrund seines sperrigen Namens meist nur "Cheesecake" genannt wird. Echten Schotten wir das natürlich ein Dorn im Auge sein, aber was solls. Den Gipfel des Cheesecakes erreichten wir 50 Minuten später. Von hier war die Aussicht ebenfalls grandios, konnten wir doch nach Westen blicken bis zur Insel Skye mit der schroffen Cuillin Ridge.
Aufstieg zum Cheesecake
Trotzdem wussten wir, dass uns nun eine Schlüsselstelle vor uns hatten, deren Bewältigung zwar keine absoluten Probleme machen sollte, jedoch trotzdem ein Schwierigkeit darstellte: die Nordflanke des Cheesecake. Im Nachhinein auf der Karte betrachtet sieht es eigentlich aus wie ein Spaziergang und auch dort, auf dem Gipfel dachten wir, dass wir uns mal die Nordseite anschauen, irgendwo wird schon ein Pfad hinabführen. An der Kante im Norden angekommen waren wir erstaunt, wie steil es doch hinunterging. Mit Seil und einigen Klettereinlagen hätten es sicherlich einen Weg gegeben, aber ohne all das war selbst ein 3m Absatz zu steil. Entgegen der Beschreibung auf Walkhighlands (Abstieg über Coire Seasgach) probierten einen Abstieg an der Ostseite des Bergs immerhin schaute das auf der Karte ganz OK aus.
Wenn ich allein unterwegs gewesen wäre, hätte ich an dieser Stelle wohl halt gemacht und wäre zum Coire Saesgach ca. 500m westlich gelaufen. Da wir aber zu dritt waren und 2 von 3 der Meinung waren, ein Abstieg hier wäre völlig ok, probierten wir es natürlich trotzdem. Die folgende Viertelstunde war kein Vergnügen. Obwohl grasbewachsen war der Hang so steil, das es kein Halten mehr gegeben hätte, wenn einer von uns ausgerutscht wäre. Der Abhang wurde erst 300m unter uns etwas flacher und ein Sturz hätte vielleicht erst dort geendet. Mit ziemlich klapprigen Knien (teils von der Anstrengung des bisherigen Weges, größtenteils aber vor Respekt) hangelten wir uns den Hang hinunter. An einer Stelle rutschte ich etwas weg, konnte mich aber mit dem Arm noch auf einen Hüfthohen Fels stützen, was mich vorm Sturz bewahrte, allerdings schlug ich mir dabei die Wunde vom Vortag wieder auf. Autsch. Ich verfluchte insgeheim meine beiden Kumpels und diesen blöden Hang. Und mich, weil ich nicht außen herum gegangen war.
Der haarsträubende Abstieg vom Cheesecake
Man kann nicht wirklich erkennen wie steil es ist
Irgendwann etliche Höhenmeter tiefer erreichten wir flacheres Gelände und ich war froh dieses Hindernis überwunden zu haben. Unser nächstes Ziel war der Sattel zwischen Cheesecake und Beinn Tharsuinn wo wir unsere Flaschen dringend nachfüllen mussten. Es war schon seit dem Anstieg zum Cheesecake nichts mehr übrig gewesen.
Am kleinen Bach der hier recht idyllisch über ein paar Felsen stürzte, füllten wir Flaschen und Hälse auf.
Danach folgte der Anstieg hinauf zum Beinn Tharsiunn.
Geschafft. Jetzt aber erst mal eine Erfrischung
Zwischen Cheesecake und Beinn Tharsuinn
Der anfängliche Anstieg war recht steil, aber schon nach 200HM wurde es flacher und angenehmer. Wir wanderten vorbei an einem kleinen und sehr idyllischem See. Ein Blick auf die Uhr machte uns klar, dass wir es nicht mehr bei Sonnenschein zurück zu den Zelten schaffen würden, allerdings waren wir schon recht erschöpft, so dass wir lediglich weiter trotteten ohne große Pausen zu machen. Die Sonne stand bereits tief und tauchte die Hänge ringsum in ein goldenes, sanftes Licht.
Beinn Tharsuinn ist eine schöne Runde Kuppe mit toller Aussicht, die wir allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sonderlich wahrnahmen. Die Sonne stand bereits tief und tauchte die Hänge ringsum in ein goldenes, sanftes Licht.
ein kleiner See auf dem Beinn Tharsuinn
Käsekuchen in Sicht
Der Weg voraus
Am Sattel Bealach Bhernais
Meall Mor in weiter Entfernung. Vor ein paar Stunden waren wir noch dort
Vor uns lag nun der Bealach Bhernais und danach folgte der lange und vorletzte Anstieg des Tages zum Sgurr Choinnich. Am Bealach (Sattel) stand ein 1 Personen Zelt aber vom Besitzer war keine Spur zu sehen. Die 350HM hinauf zum Sgurr zogen sich. Es geht kontinuierlich bergan, ohne flache Abschnitte hier und da jedoch über ein Felsband. Es war einer dieser Aufstiege, bei denen das Ziel/der Gipfel erst ganz zum Schluss einsehbar ist. Bis dahin erscheint jeder kleine Absatz wie das Ziel. Nur das sich natürlich Enttäuschung breitmacht, wenn nach dem kleinen Absatz nochmal 100HM folgen.
Der lange, grausame, gemeine und fiese Aufstieg zum Sgurr Choinnich
Sonnenuntergang auf dem Sgurr Choinnich
Sgurr na Conbhaire - 8 Stunden zuvor sind wir auf der Grat gewandert
Auf dem Gipfel brauchte ich eine Pause. Meine 2 Kumpels waren natürlich einige Minuten eher hier oben gewesen und wollten weiter, aber ohne Pause wollte ich nirgendwo mehr hingehen. Außerdem war das Licht inzwischen so magisch, dass ich noch einige Photos machen wollte. Was folgte waren der (mal wieder) letzte Schluck aus der Flasche und eine lange Photosession. Irgendwann musste ich mich losreisen von Sonnenuntergang und Bergpanoramen und die letzten paar Kilometer bis zum Zelt zurücklegen.
Der lange Schatten des Sgurr Choinnich überm Loch Monar
Die Sonne überm Sgurr Choinnich
Sonnenuntergang
Zwischen uns und den Zelten lag noch der Gipfel des Sgurr a Chaorachain, da wir den jedoch bereits am Vormittag bewältigt hatten, entschieden wir uns entlang der 900m Höhenlinie den Gipfel zu umlaufen. Dann hinab zum kleinen See Lochan Gaineamhach und weiter hinunter zu den Zelten bei ca. 600m. Hier angekommen hatten wir noch etwas restlich, was ausreichte um im Schein der Kopflampen ein paar Spaghetti zu kochen und gierig hinter zu schlingen. Es wurde auch recht kalt, so dass wir uns schnell in die Zelte verkrochen. Unser dritter Freund hatte einen ruhigen und entspannten Tag damit verbracht bis zum Sgurr Choinnich zu gehen und dann den See und die Gegend ums Zelt zu erkunden.
Dramatische Wolken und der Mond
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