15. Mai 2011

Sco 2011 - Tag 3 - Lochivraon - The middle of Nowhere (zwischen Shenavall und Loch an Nid)

15|05|11 - Lochivraon - The middle of Nowhere (zwischen Shenavall und Loch an Nid)

Diese Nacht war bedeutend besser. Es war bei weitem nicht so windig und etwas wärmer war es auch. Ab und zu drisselte es etwas aber das waren wir ja inzwischen gewohnt. Der Morgen begrüßte uns leider nicht mit Sonnenschein, sondern mit noch mal Regen. Wir beeilten uns mit dem Zeltabbau und nach einem kurzen Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Westen in Richtung Fisherfield Munros und Loch an Nid. Der Pfad war eine Weile noch gut sichtbar und folgte dann einem kleinen Bachlauf hinauf, so dass wir blind folgten. Allerdings war dieser Pfad der falsche, was wir bemerkten als es plötzlich steil nach oben ging, wir jedoch eigentlich dem Tal folgen wollten. Ein Blick auf die Karte verriet unseren Fehler. An dieser Stelle hörte ich die Natur rufen und verabschiedete mich kurz um hinter einem Hügelchen Platz zu nahmen. Ein Fehler wie sich herausstellte. Denn während ich mich nach einem Geberit AquaClean 8000plus sehnte, hörte ich aus der Ferne lautes Lachen. Wie sich herausstellte waren meine Freunde auf der Suche nach dem Pfad über den Bach und auf der anderen Talseite hoch gelaufen und konnte meine Position genauestens beobachten.
Errötet aber erleichtert konnte ich nun mit den anderen den Weg fortsetzen. Das Wetter war unverändert regnerisch und kalt. Der Plan für heute sah, vor die östlichen 3 Munros des Fisherfield Circuits zu erklimmen und dann an der Shenavall Bothy zu zelten.


Bachquerung


Kurz vorm Loch an Nid


Ostflanke des Mullach Coire Mhic Fhearchair

In Sichtweite des Loch an Nid verließen wir den Pfad der im Tal weiter bis zu Shenavall führt und begonnen den recht steilen Anstieg hinauf zur Ridge. Nach den ersten hundert Höhenmeter machten wir jedoch erstmal eine Pause. Neben einem hübschen Wasserfalls wurde ein Süppchen gekocht und ein paar Kekse eingeworfen um genug Energie für den Aufstieg zu haben. Hier stieg dann auch der erste aus unserer Gruppe aus und sagte er wollte im Tal nach Shenavall gehen. Wir gaben ihm eine Karte mit und verabredeten uns am Abend in Shenavall zu treffen. Nun mehr zu fünft stiegen wir ein kleines aber sehr steiles Tal zum Mullach Coire Mhic Fhearchair (fortan nur noch MCMF genannt) hoch und kamen erschöpft (die 15-20kg schweren Rucksäcke forderten Tribut) bei starkem Wind und Schneeregen oben an.


Wasserfall an der Ostflanke des MCMF, hier dreht der erste um




Ein Blick zurueck zum Loch an Nid

Die Sicht war ziemlich beschränkt, die Nachbargipfel geschweige denn entfernte Berge konnte man nicht sehen. So folgtem wir dem GPS hinüber zum Sgurr Ban, dem zweiten Munro auf der Ridge. Der Abstieg vom MCMF war steil aber recht kurz und auch der nachfolgende Anstieg war nicht so lang wie erwartet. Das finden des eigentlichen Sgurr Ban Gipfels war dafür umso schwieriger, da im Wolkennebel der Cairn/Steinhaufen nicht gleich sichtbar war. Ohne Pause ging es weiter hinab zu den kleinen Seen bei Am Briseadh. Dieser Abstieg war zwar recht flach aber er hatte es in sich. Ein riesiges Geröllfeld musste überschritten werden und die nassen wackeligen Steine waren keine Wohltat für die Knie. Im Sattel trennten wir uns deshalb erneut. Drei von uns wollten den letzten Gipfel Beinn a'Chlaidheimh nicht mehr besteigen, sondern auf der Ostflanke absteigen und im Tal nach Shenavall gehen.


Steinshelter auf dem Sgurr Ban

Und so waren es nur zwei kleine Ne....Wanderer die sich auf den Weg zum letzten Gipfel aufmachten. Dieser war eher unspektakulär. Zu sehen war eh nichts, nur der Gipfelsteinhaufen zeigte uns, dass wir am Ziel angekommen waren. Beinn a'Chlaidheimh! Der Munro. Der Ex-Munro, wie sich wenig später herausstellte. Bei einer genaueren Vermessung in 2011 stellte sich heraus, dass dem Gipfel ca. 40cm zur magischen Marke von 914,4m oder 3000ft fehlen. Und so wurde aus dem Munro ein Corbett (als ein Berg zwischen 2500 und 3000ft Höhe). Mehr Info hier.
Nun hatten wir also das Tagesziel erreicht und brauchten nur noch runter nach Shenavall. Aber wie? Bis auf den Gipfel folgten wir einem kleinen Pfad, der sich aber nach Norden recht schnell verlor und so standen wir bald an der steilen Nordflanke des Bergs. Ein Abstieg über die flachere Ostflanke wäre einem großen Umweg gleichgekommen und als Männers die wir sind, stellten wir das GPS auf Shenavall ein und folgtem einfach der geraden Linie zum Ziel. Shenavall konnten wir erstmalig sehen, als wir Über den elend steilen Hang ging es hinunter.


Strath na Sealga und irgendwo ist auch die Shenavall Bothy im Bild



Ab und an musste ich mich an Heidekraut festhalten um nicht weiter zu rutschen, wenn es mit die Füsse weggezogen hatte, aber irgendwie kamen wir unten an. Die Schuhe waren übrigens seit Tagen nass und nun fatschte und quatschte es bei jedem Schritt. Nun folgte die Querung des Sumpfgebietes namens Strath na Sealga. Auch das war kein Vergnügen und etliche kleine Tümpel mussten umgangen und kleine Gräben übersprungen werden. Aber egal, wir waren ja gleich am Ziel. Lediglich das kleine Flüsschen wollte noch gefurtet werden und schon hätte uns ein Zelt und eine warme Suppe erwartet. Nun leider war das kleine Flüsschen nicht so klein wie gedacht. Durch den Regen der letzten Tage war der Wasserstand recht hoch (bis zu den Oberschenkeln), so dass die Hosen ausgezogen werden mussten. Es war kalt, die Strömung recht stark und eine wackelige Angelegeheit. Ich hatte zum Glück die Wanderstiefel wieder angezogen (waren sowieso klitschenass), so dass ich etwas mehr Griff hatte. Wenig später erreichten wir endlich Shenavall ... und wunderten uns, wo die Zelte stehen? Immerhin sollten jetzt, es war bereits abends, unsere Freunde längst hier sein. Ich schaute als in der Bothy nach und fragte ein paar Niederländer, ob sie unsere Freunde gesehen hätten, aber sie verneinten. Es war keiner da.
Also Handy raus ... kein Netz. Tja, was nun? Wir kamen zu dem Schluss, dass wir wahrscheinlich zu schnell waren und die restliche Bande auf dem Tal-Pfad treffen würden und so entschieden wir ihnen entgegen zu laufen. Ich war inzwischen recht erschöpft und wollte eigentlich nur noch etwas sitzen, aber es musste ja weitergehen. Wir trotteten also den Pfad Richtung Osten, immer hoffend nach jeder Kurve und jedem Hügelchen unsere Freunde zu finden. Aber Fehlanzeige. Nach einer Weile kamen wir am zugenagelten Häuschen von Achneigie an, auch hier war niemand. Schliesslich erreichten wir die Weggabelung (nach Norden Richtung Dundonell, nach Süden zum Loch an Nid). Und hier stand endlich das Zelt.


Endlich am Zelt


Blick zum An Teallach, da ... irgendwo ... in den Wolken


Ein ziemlich ramponiertes Vaude Campo



Krum und windschief und eindeutig das Zelt unserer Freunde. Erleichtert, dass dieser lange Tag nun zu Ende war, bauten wir ebenfalls schnell auf und nahmen im nahen Bach noch ein kurzes Bad (mehr zur Reinigung als zur Erfrischung).
Nach Nudeln im großen Zelt hofften wir auf gutes Wetter, denn der Plan war es am kommendes Tag An Teallach zu erklimmen. Na mal sehn ob das was wird...

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