14. Mai 2011

Sco 2011 - Tag 2 - Sgurr Mor - Lochivraon

14|05|11 - Sgurr Mor - Lochivraon

Der Wind und die Kälte auf 830m Höhe machten diese Nacht nicht sonderlich erholsam. Mehrmals in der Nacht erwachte ich, lauschte dem Wind, merkte das mir kalt war und schlief dann irgendwann wieder ein. Ziemlich viel später wachte ich dann auf, und merkte, dass es draußen bereits hell war. Der Wind hatte etwas nachgelassen, dafuer klang es so, als ob jemand mit einem Besen das Zelt abkehrt. Hä? Wer sollte das sein? Ein Tier? Ein Ast (wobei es hier weit und breit weder Baum noch Strauch gab)? Vielleicht der "Big grey man of Ben MacDhui" (einfach mal googeln oder Wikipediabefragen)? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es 6.30 Uhr war und so schnappte ich mein Buch (Child 44 von Tom Rob Smith) und wartete, bis der Rest erwachte. Nach Aufstehen und Anziehen und betrachten der Landschaft war recht schnell klar, was das Geräusch verursachte. Schnee! Es hatte über Nacht etwas geschneit und da unser Zelt recht schief stand, hatte sich auf einer Seite Schnee gesammelt, der von Wind und die Zeltbewegung von einer Seite auf die andere rutschte. Aha. Wieder was gelernt. Wenn das nächste mal ein Bär zärtlich übers Zelt streicht nehm ich wahrscheinlich an, es sei Schnee.


Lager am frühen Morgen


Wenig später war der Schnee schon wieder fast weg.

Den Wind in der Nacht hat das kleine Zelt (Vaude Marc 2P) recht unbeschadet überstanden, das große Zelt (auch ein Vaude, aber ein Campo Family, jaja, ungeeignet für Schottland ) hatte mehrere Schäden davon getragen. So waren die Zeltstangen ziemlich verbogen und eine Befestigungsöse für Heringe am Zeltboden war komplett abgerissen.
Nach einem kurzen Augenblick der Sonne verschlechterte sich das Wetter wieder zusehends und das Frühstück erfolgte bei Wind, Schneeregen und klammen Händen. Wohl dem der KEINE isolierende Tasse hatte und sich wenigstens die Hände daran wärmen konnte. Der Wiederaufstieg zur Ridge hatte es in sich. Durch den Schnee war das Gras sehr rutschig und durch die schweren Rucksäcke fühlte ich mich reichlich unsicher und hatte wenig Lust auf dem Hosenboden auf irgendwelche spitzen Steine zuzurutschen. Wenig später erreichten wir dann doch den Gipfel des Sgurr Mor, der komplett in Neben/Wolken/Suppe eingehüllt war. Die Engländer sagen "The summit was in the clag" und meinen damit soviel wie: Der Gipfel war in der Grütze. Nun ja, das traf es ganz gut. Sogar die weitere Richtung zu finden gestaltete sich schwierig und war nur mit Kompass und GPS möglich.


Wetterchen auf dem Sgurr Mor


Abstieg vom Sgurr Mor

Wir stiegen in Richtung NW ab zum Carn na Criche und von dort ins Tal des Allt Breabaig. Unterhalb von 850m konnten wir auch wieder etwas erkennen und folgten einem kleinen Bach hinab ins Tal. Dabei verlor ich von einem Trekkingstock den Teller und fortan versank der Stock immer 20-30cm im Boden. Sehr nervig. Im Tal machten wir erstmal ne kleine Pause und konnten sogar für einen Augenblick die Sonne genießen. Ein Stündchen später ging es weiter nach Norden zum Loch A'Bhraoin immer in Sichtweite das kleinen Baches, der schon bald zu einem kleinen Flüsschen angeschwollen war. Das ist etwas, was mich in Schottland immer wieder begeistert. Wie schnell die Bäche auf kurzer Distanz größer werden und von links und rechts Wasser aufnehmen. Es regnet eben doch geringfügig mehr hier oben als daheim. Kurz vor dem Loch hatte ich aber dann nochmal richtig Pech. Mit müden Knien vom langen Abstieg blieb ich an einem Stein hängen, konnte den fuss nicht schnell genug nachziehen und packte mich der Länge nach in den Schlamm. Die Regenhose blieb dabei noch irgendwo hängen und riss natürlich auf 30cm auf. Phantastisch.


Im Tal des Allt Breabaig


Im Tal des Allt Breabaig


Am Ostende des Loch A'Bhraoin

Das Wetter wurde auch nicht viel besser. Wir überquerten den Ausfluss des Lochs, und folgten dann dem Nordufer in Richtung W für eine ganze Weile. Der Weg am Loch entlang war wirklich schön und ab und an zauberte die Sonne kleine Regenbogen in die tiefhängenden Wolken. Am späten Nachmittag kamen wir dann an der Lochivraon Bothy vorbei, wobei die öffentlich zugängliche Bothy ein schuppenähnliches Gebäude hinter dem hellen Cottage ist. Dieses Cottage ist nicht frei zugänglich und war verschlossen. Als wir in 2014 wieder mal am Cottage vorbei kamen, war es übrigens eingezäunt und man konnte nicht mehr direkt auf dem Weg davor entlang.


Der lange Marsch am See entlang. Der grobe Kies machte das Laufen etwas schwer.


Blick über den See nach Westen.


Bedrohliche Stimmung

kurz vor Lochivraon


Am Lochivraon Cottage und Bothy

Ein paar hundert Meter weiter, ungefähr da wo der Pfad auf das Flüsschen Abhainn Loch A'Braoin trifft, fanden wir ein schönes Fleckchen Wiese, was uns als Lager für die Nacht dienen sollte. Es war der erste wirklich schöne Lagerplatz auf dieser Tour mit schönem Blick auf das Loch und die umliegenden Berge, einem frischen Flüsschen daneben und sogar einer ebenen Fläche zum Zelten. Obwohl es noch immer hundeelend kalt war, war es doch angenehmer als am Tag zuvor. Bei weniger Wind und ca. 600m tiefer ließ es sich gut aushalten und in einem Anflug von Wahnsinn sind wir sogar für ein kurzes Bad in den Fluss gesprungen. Woaaaahhhh! Kalt, sehr kalt! Aber frisch. Zusammen mit etwas biologisch abbaubarer Seife fühlten wir uns danach echt erfrischt. Der heiße Tee und etwas Suppe schmeckten danach umso besser. Wenig später setzte jedoch wieder Regen ein, der Wind frischte auf und wir beeilten uns in die Koje zu kommen.


Ein letzter Blick zum See

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