Beinn Alligin hat etwas Puderzucker über Nacht bekommen
Was hatten wir an diesem Tag vor? Eigentlich nicht viel. Nach Norden ins Talladale wandern, mit dem zweiten Auto zum Startpunkt der Tour fahren, in frische und zivile Klamotten wechseln, dann noch irgendwo einkaufen, Richtung Edinburgh fahren und unterwegs auf einem Zeltplatz was essen und vor allem eins … duschen. Aber eins nach dem anderen. Wir starteten vom Loch Toll nam Biast nach Osten und querten das flache Gelände zwischen Beinn Dearg im Süden und Baosbheinn im Norden.
Baosbheinn
etwas näher am Baosbheinn, den wir im Süden passierten
Ein letzter Blick auf den Beinn Alligin und die Horns
Das Wetter war kühl und windig, aber der Regen hatte nachgelassen und momentan war es trocken, dafür hatte sich die Rückseite des Sgurr Mhor mit einer feinen, dünnen Schneeschicht überzogen. Das Gehen war ebenfalls problemlos. Obwohl die Karte ein recht nasses Gebiet mit vielen kleinen Lochs zeigt, war es dazwischen nicht sumpfig sondern ein grasüberzogenes leicht Hügeliges Land.
Blick auf den Beinn Eighe mit Ruadh Stac zur Linken und Sail Mhor zur Rechten
Doch noch einmal Beinn Alligin
Beinn Eighe .. schon wieder ... diesmal vom Fuss des Beinn an Eoin
Steine, Kieselchen, Felsen
Nach 3 km war es dann Zeit eine Entscheidung zu treffen wie wir weiter gehen wollten. Es gab 3 Möglichkeiten für den restlichen Weg ins Talladale zum gleichnamigen Ort:
- Vorbei an der Bothy Poca Buidhe westlich am Fuss des Beinn an Eoin entlang zum Loch Garbhaig und von da direkt zur Strasse
- Über den Beinn an Eoin zum River Talladale und dann an dessen linkem Ufer zur Straßenbrücke
- Rechts vorbei am Beinn an Eoin zum River Talladale und dann an dessen linkem Ufer zur Straßenbrücke.
- Die Erschöpfung durch die letzten 3 durchaus anstrengenden Tage
- Der Rucksack den ich nun wieder mit vollem Gewicht (Ok, eine Flasche Whisky und etwas Essen weniger) auf dem Rücken spürte
- Das völlige Fehlen eines Weges verbunden mit einem sehr steilen Anstieg auf Heidekraut/Felsen/Gras.
Panorama vom Beinn an Eoin nach Norden zu Loch Maree und dem Tallladale
Loch Maree
Tiefhängende Wolken, weiter unten das Loch na h-Oidhche (wer denkt sich diese Namen bloß aus?)
Allerdings, und das hinderte uns am zu langen Genießen der Aussicht, pfiff ein kalter Wind auf dem ungeschützten Bergrücken. Recht bald nahmen wir deshalb Abschied vom letzten Gipfel der Tour folgten dem schmalen Pfad nach Norden hinab bis auf ca. 700m. Hier fanden wir die Reste des Mittagsmahls eines Raubvogels (Vielleicht ein Adler) und stiegen dann nach NW ab. Was aber von oben aussah wie ein recht flach geneigter Hang entpuppte sich nach dem ersten steileren Stück als von Gräben durchzogenes Gebiet.
Mahlzeit...
Auf dem Beinn an Eoin
Felsformationen
Abstieg von Beinn an Eoin
Inzwischen hatte sich auch der Himmel wieder verfinstert und es begann zu regnen. Wege gab es hier keine, auch Wildpfade fanden wir nicht. Nur Gras, Heide, Felsen, Wassergräben, kleine Sumpfflächen, so dass das Vorankommen zwar nicht schwierig, aber eben auch nicht sehr schnell war. Immer wieder mussten wir um kleine Wasserflächen oder tiefe Gräben herumlaufen und das kostete Zeit. Die Zeit war inzwischen auch ein bisschen unser Problem geworden, da es bereits Nachmittag war und wir den langen Marsch am heutigen Tag scheinbar etwas unterschätzt hatten. Letztendlich erreichten wir aber den River Talladale knapp oberhalb des mächtigen Wasserfalls an dem sich der Fluss in eine recht tiefe Schlucht ergießt. Ursprünglich hatten wir vor den Fluss an dieser Stelle zu queren, allerdings war er deutlich zu breit und zu tief. Nach einer Trockenperiode wäre es vielleicht sogar gegangen aber jetzt nach all dem Regen? Nein, daran war nicht zu denken.
Stromschnellen im River Talladale
Springen oder nicht Springen
Wir folgtem also dem linken Ufer und kamen bald zum großen Wasserfall, der sich in die Schlucht stürzt. Über ein paar Felsen springend, kann man bis an die Abbruchkante gehen und nach unten blicken. Ein erhabener Anblick der zum Verweilen einlädt.
Panorama des Wasserfalls am River Talladale
und noch ein Close-Up des Beeindruckenden Wasserfalls
Kleiner Bach der sich in die Schlucht des Talladale ergießt
Das Wasser verschwindet einfach im Fels
Blick aufs Loch Maree und den Beinn Airigh Charr
und noch ein Wasserfall ... das Talladale ist ein unentdecktes Kleinod
Naja, die mangelnde Zeit hatte ich schon erwähnt und auch der anhaltende Regen taten ihr übriges um und weiter zu treiben in Richtung Auto. Leider gab es entlang der Schlucht oder in der Schlucht keinen Pfad, zumindest nicht laut Karte. So liefen wir über viele kleine Seitentäler stolpernd nach Norden die letzten 3km bis zur Strasse. Je tiefer wir kamen, desto höher wurde das Gras und nasser/sumpfiger das Gelände. Schließlich folgte der letzte Hand und wir waren wieder in Sichtweite eines Hofs und sahen die Strasse. Endlich. Jeder hatte wohl inzwischen genug vom weglosen Querfeldeingestolpere. Nur leider befand sich zwischen uns und der Strasse ein ziemlich hoher Zaun, den wir unmöglich überwinden konnten. So folgten wir gezwungenermaßen dem Zaun nach NW bis zu einem Haus mit Anbau wo sich ein Tor im Zaun befand durch das man auf den Hof treten konnte. Nach anfänglichem Zögern öffneten wir dann doch das Tor und querten den Hof, der sich als Gasthaus “The old mill Highland Lodge” entpuppte bis zur Strasse. Bis zum Auto waren es noch 500m und dort angekommen überlegten wir, wie es weiter geht? Entweder das andere Auto zu zweit holen oder sich zu fünft plus Rucksäcke in den kleinen Corsa zwängen. Der Regen überzeugten uns das Wahnsinnige zu probieren und es funktionierte sogar. Es passten alle ins Auto und die 12km bis zum Startpunkt waren auch schnell überwunden.
Endlich zurück an den Autos ... trockene Klamotten und ... BIER
Damit war die Tour eigentlich zu Ende, aber der Vollständigkeit halber sei der Rest der Reise auch noch erzählt. Zurück bei Auto eins gab es Zivilisation pur: Bier, frische Klamotten, Keksen und Saft. So einigermaßen wiederhergestellt fuhren wir alsdann zurück. Zuerst nach Inverness vorbei an den Lochs und Dörfern die hinzu in der Sonne glänzten und nun bei Regen und Wind einen etwas trostlosen Anblick boten. Ich hatte durch die Ruhe und die warme Luft im Auto ein bisschen mit der Müdigkeit zu kämpfen und war froh, als wir endlich auf dem Parkplatz des Tesco in Inverness einrollten. Inzwischen war es 1700 Uhr und wir mussten uns Gedanken über den Zeltplatz machen. Smartphone sei dank war die Seite vom Campground in Rothiemurchus schnell aufgerufen und wir entschieden uns erstmal anzurufen und zwei Plätze zu reservieren. Leider teilte man mir freundlich mit, das der Campingplatz ausgebucht sei. Nach langer Erklärung warum dem so sei (hängt wohl mit der Toilettenanlage zusammen) verwies man mich an den Glenmore Campground welcher definitiv noch Platz hätte. Darauf verliessen wir uns, kauften Mitbringsel für die daheim Gebliebenen, etwas Verpflegung für den Rückreisetag und dann fuhren wir auch schon in Richtung Aviemore auf der A9. Nach weniger als einer Stunde waren wir da und fanden ohne große Suche den Glenmore Campground, der sich fast 10km von Aviemore entfernt mitten im Wald nahe Loch Morlich befindet. Dort angekommen war die Rezeption schon verschlossen und ein Schild informierte Spätankömmlinge über die Prozedur für den CheckIn/Out am nächsten Morgen. Dummerweise hätte die Rezeption erst um acht am nächsten Morgen wieder geöffnet, aber zu dieser Zeit wollten wir bereits Richtung Flughafen rollen. Aber zum Glück hatte und die freundliche Mitarbeiterin Claire bemerkt, welche uns mit viel Scherzen und Lachen die Stellplätze zeigte, den Code fürs Waschhaus gab (ganz wichtig) und uns natürlich auch gleich zahlen ließ.
Schnell wurden die Zelte aufgebaut und geduscht und dann ging es zurück nach Aviemore ins “The Winking Owl” für einen leckeren Burger. Dachten wir zumindest. Denn die Eule hatte geschlossene Gesellschaft und war somit für uns verschlossen. So ließen wir uns wie die totalen Anfänger-Schottland-Touristen von der Dudelsackmusik, die ein Dudelsackspieler vor dem Cairngorm Hotel spielte, in selbiges ziehen und verbrachten einen lustigen Abend im dortigen Restaurant. Das Essen war nicht schlecht, der Burger aber war definitiv zu trocken. Meine Freunde lobten dafür das Haggis. Hätte ich vielleicht auch nehmen sollen.
Highland Burger im Cairngorm Hotel in Aviemore
Das Cairngorm Hotel
Danach ging es zurück zum Campground und schnell waren wir in den Zelten verschwunden, da der nächste Morgen zeitig beginnen sollte. Schließlich sollte unser Flieger 11.50 abheben…
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