3. Juni 2022

Sco2022 - Tag 1 - Langsam angehen (verschieben wir auf später)



27,8km - 2030HM - 8h40m

Im Juni wird es zeitiger hell als Ende April und wenn dann noch die Sonne scheint, dann fühlt es sich um 6 Uhr im Zelt fast schon so an, als wäre es spät am Vormittag. Und so war es wenig verwunderlich, dass wir bereits kurz nach 7 munter waren und in den Tag starteten. Natürlich nicht überhastet. Zuerst gab es Frühstück mit lapprigem Toastbrot, etwas Schinken mit Honig, dazu Porridge und Kaffee. Genug Kalorien für die ersten 5km. Danach leerten wir unsere Rucksäcke und ließen alles in den Zelten, was wir nicht für den Tag brauchten. Mit riesigen Rucksäcken, welche jedoch annähernd leer waren, starteten wir kurz nach 9 erst nach Süden zurück zum Fahrweg und danach in Richtung Westen ins Glen Kinglass.


Nach Westen zum Glen Kinglass und zu den Munros

Entlang des Wegs war das Laufen einfach und es ging schnell voran. Auch war das Wetter bestens. Sonne, dazu milde Temperaturen und eine leichte Brise. Am River Kinglass angekommen, folgten wir diesem nun flussaufwärts und mussten dafür unseren Fahrweg verlassen. Der Bach (Fluss kann das Wasser hier noch nicht nennen) plätscherte klar über breite Felsstufen, welche sich immer wieder dazu anboten, etwas schneller voranzukommen als beim Stapfen durch das Heidekraut. Einen sichtbaren Pfad gab es hier nicht. Plötzlich standen wir vorm Zaun einer Schonung, welcher über eine Leiter überwunden werden musste. Der Unterschied der Vegetation zwischen innerhalb und außerhalb der Schonung war dann doch recht markant. Innen wuchsen Kräuter, Sträucher und auch junge Büsche höher, dichter und mit mehr Blüten als außerhalb und vor allem gab es innen eine Menge junger Bäume (Birken und Nadelbäume) die draussen völlig fehlten. Leider wurde das Laufen somit etwas schwieriger und wir waren froh, als wir nach ein paar hundert Metern die Schonung wieder verlassen konnten.


Frisch sprudelt der River Kinglass


Die Schonung zieht sich den halben Hang hoch und ist komplett eingezäunt.

Das Glen Kinglass zog sich in NW Richtung noch knapp 3km dahin und wir folgten dem Bach bis wir ca. 1km vor Talende, wo wir nach Süden drehten und den Hang zum Bheinn nan Aighenan hinauf ächzten. 400m Höhenmeter später hatten wir ein Sattel erreicht, jedoch noch nicht den Gipfel. Dieser war nochmals rund 300 HM entfernt, allerdings war die Steigung nicht mehr so extrem und die Vegetation niedriger als im tiefen Heidekraut der niederen Lagen, so dass es sich bequemer lief.
Vllt an dieser Stelle ein kurzer Diskurs zu unserer Wegfindung: Wir sind eigentlich Munro-Bagger, d.h. unser Ziel ist es, die Berge zu besteigen. Dazu suchen wir uns meist eine Rundroute von unserem Camp, welche uns über die Gipfel der Umgebung führt. Den Hinweg zum ersten bzw. der Rückweg vom letzten Gipfel erfolgt dabei aus einem wilden Mix von Pfaden, Bachläufen bzw. querfeldein. Dabei haben wir über die Jahre gelernt, dass es in Schottland am wichtigsten ist, den Abstand der Höhenlinien in der Karte im Auge zu behalten, denn nur zu steile Hänge stellen ein echtes Hindernis dar. Ok, ich gebe zu, auch Flüsse, Seen, umzäunte Gebiete, Anwesen etc. sind Hindernisse, aber die Vegetation ist es normalerweise nicht. Insofern kann man recht gut querfeldein gehen und muss sich nicht zwingend an die Pfade halten. Die dünneren Pfade in den OS Karten sind oftmals etwas unzuverlässig. Sie sind zwar da, aber dann evtl. vor langer Zeit letztmalig genutzt und inzwischen zugewachsen, morastig, nass und damit anstrengend zu laufen. Sie können zur Orientierung dienen, meist aber laufen wir nebenher.


Blick von Munro BnA zum Ben Starav (links oben)

Etwas später standen wir dann auch auf dem ersten Munro dieser Tour, der einen ebenso unaussprechlichen wie sperrigen Namen trägt: Bheinn nan Aighenan (kurz BnA). Es war inzwischen ca. viertel eins (bzw. viertel nach zwölf) und der doch recht lange Weg bis hierher hatte durchaus seine Zeit in Anspruch genommen. So stärkten wir uns mit Müsliriegel und einem ordentlichen Schluck Whisky und zogen alsbald weiter zum nächsten Munro, Ben Starav.
Dieser lag noch weiter westlich, d.h. noch weiter von den Zelten entfernt und war vom ersten Munro durch einen tiefen Sattel bzw. Bealach (wie der Schotte sagt) getrennt. Wir stiegen also rund 250HM ab, um am gegenüberliegenden Hang ca. 350 HM nach oben zu steigen. Ben Starav ist so etwas wie der kleine König unten den Munros am Loch Etive, da er über den tief unten liegenden See thront und Aussichten in alle Richtungen bietet. Nach dem anstrengenden Aufstieg folgten wir dem Kamm und erreichten bald einen Vorgipfel, der von unterhalb so aussah wie der echte Gipfel, aber wie so oft erreichten wir dieses vermeintliche Ziel um dann erkennen zu müssen, dass es nochmal ein paar hundert Meter weiter geht.
Dass wir oben angekommen waren, war auch jedoch bald daran zu erkennen, dass hier deutlich mehr Andrang war, als auf dem Munro zuvor. Zu keinem Zeitpunkt waren wir allein, immer waren mindest 2 weitere Gruppen oder Einzelpersonen in Sicht- oder Hörweite. Der Standardaufstieg zum Ben war auch recht einfach und kurz von der Straße im Glen Etive aus zu absolvieren, so dass hier etliche Tageswanderer unterwegs waren.


Loch Etive vom Gipfel des Ben Starav


Wanderhighway ins Glen Etive

Wir waren trotzdem von der tollen Aussicht überwältigt und ließen kurz die Drohne kreisen, bevor wir den Rückweg antraten. Ben Starav war der Punkt der heutigen Tour, der am weitesten vom Camp entfernt lag und von nun führte uns jeder Schritt zurück. Dabei folgten wir der Ridge (und den Tageswanderern) zum Glas Bheinn Mhor wo wir tatsächlich das erste (und auf der Tour einzige) Mal die Regenjacken auspacken mussten, denn obwohl zuvor ein paar Schauer trocken an uns vorübergezogen waren, traf uns dieser genau und brachte ein willkommene Abkühlung.


Ein größerer Schauer zieht durch

Der weitere Weg war wenig spektakulär, von den Aussichten mal abgesehen. Wir trotteten vor uns hin, folgten dem auf und ab der Ridge und hingen jeder seinen eigenen Gedanken nach. Vom Glas Bheinn ging es wieder tief hinab auf 740m und ggü. steil hinauf bis zum Gipfel des Stob Coir an Albannaich-kurz SCaA. Unsere 4er Gruppe zog sich auf den Anstiegen meist etwas auseinander. Die Fitteren zogen vorn weg, ich schnaufte hinterher, konnte aber nie ganz mithalten und hatte am Gipfel angekommen meist ein paar Minuten Rückstand. SCaA war für heute eigentlich nicht der letzte Gipfel. Auf fast direktem Wege zum Zelt lag noch ein weiterer Munro, der Meall nan Eun. Vom Gipfel des SCaA allerdings konnten (und vllt auch wollten) wir aber keinen Weg zum östlichen Nachbargipfel erkennen. Die nordöstlichen Flanken des SCaA waren alle recht steil und um auf dem Meall zu kommen, hätten wir wahrscheinlich einen Umweg in Kauf nehmen müssen. Inzwischen war es jedoch bereits halb sechs und eigentlich war jeder von uns recht erschöpft. Umwege wollte keiner mehr gehen.


Auf dem Gipfel des Stob Coir an Albannaich


Ein Blick zurück - Die Spitze in der Mitte leicht rechts ist der Ben Starav

Zwischenzeitlich waren die Wolken wieder verschwunden und hier oben auf 1044m Höhe saßen wir nun, genossen den Whisky und die Ruhe. Ein Ruhe, die ich mit dem schrillen Surren meiner Drohne jäh zerstörte. Aber was tut man nicht alles für ein paar schöne Aufnahmen. Glücklicherweise war niemand anderes da. Danach packten wir zusammen und stiegen den südöstlichen Ausläufer des SCaA hinab in Richtung Camp.
Wir suchten trotzdem noch nach einem Weg nach Osten Richtung Meall nan Eun, hatten aber keinen wirklichen Erfolg und fanden keinen gut sichtbaren Trampelpfad. Natürlich hätten wir wieder querfeldein gehen können, aber hier oben waren die Höhenlinien eng und der Hang steil, so dass wir nicht die Bergziege machen wollten und letztendlich den Meall auf morgen vertagten. In gewisser Weise war es trotzdem nicht besonders schlau, den Meall nun auszulassen, aber dazu später mehr.


Das erste frische Wasser seit dem Anstieg zum Ben Starav


Angenehmes Licht am Abend


Blümchen

Auf den letzten Kilometer zum Zelt füllten wir unsere Flaschen auf und tranken, denn seit dem Aufstieg auf den ersten Munro hatten wir keine Wasserquelle gefunden. Es ist eben ein Nachteil, wenn man dem Gipfelgrat folgt, denn oben gibts keine Bäche und Schmelzwasser auch nicht. Gegen viertel acht waren wir wieder zurück an den Zelten und hatten damit noch ein zwei Stunden Tageslicht. Mit gefundenem Holz entfachen wir ein kleines Feuer und kochten Nudeln und Tee (auf dem Gaskocher). Erschöpft vom langen Tag lagen wir trotzdem alsbald im Schlafsack. Ein anderer Grund dafür war klein, schwarz und sehr nervig, denn im Vergleich zum Vorabend war es windstill und somit gab es noch mehr Midges.


Feuer vertreibt Midges nachweislich kaum


Der letzte macht das Licht aus

22. April 2019

Sco2019 - Vorbereitungen

Die alljährliche "Mai-Schottland-Tour" fand auch in diesem Jahr (7. - 12.05.2019) statt und wer die Berichte der letzten 9 Jahre verfolgt hat, kann sich bereits denken, welche Art von Tour wir auch in diesem Jahr durchführen wollten. Inzwischen bin ich nun seit knapp 24h wieder zurück aus Schottland und beginne mit frischen Eindrücken und Erlebnissen den Trip Report.Die Planung war noch einfacher als die Jahre zuvor. Wieder einmal nutzte ich die GMail Suche um die Mail mit den Tourvorschlägen des letzten Jahres heraus zu suchen, strich die Tour des letzten Jahres heraus dachte mir eine neue aus und kam letztendlich zu folgenden Optionen:
  • Glen Etive
  • Cairngorms (generell, nicht alle natürlich)
  • Cuillins auf Skye
  • South Glen Shiel Ridge von Cluanie nach Knoydart
  • Fannichs bei Ullapool
  • Glen Lyon
  • sonstige Gegenden in Schottland mit Munros
Die Entscheidung fiel recht schnell auf Glen Shiel und das obwohl die zwei Freunde, welche die Schottlandtour 2004 ins Leben gerufen haben, die Ridge bereits teilweise abgelaufen sind. Das konnte mir nur recht sein, denn einerseits ist die Gegend wirklich schön und etwas schroffer und herber als Ben Alder, wo wir in 2018 waren und andererseits konnte ich dadurch bei der internen Munro Zählung den Abstand auf die Beiden verringern.
Ach ja, wer die älteren Tourberichte gelesen hat, weiß, dass wir eine Mischung aus Wandern und Bergsteigen machen. Das bedeutet wir fahren mit einem Mietwagen vom Flughafen in die Highlands (unterwegs kurzer Einkauf) und wandern in eine Region mit entsprechenden Bergen, welche wir dann an den darauffolgenden Tagen in Rundtouren vom Zelt aus besteigen. Meist wird dazwischen auch noch ein oder zweimal der Standort geändert, so dass wir möglichst viele Berge erreichen können.
Bereits 2013 waren wir die "5 Sisters" Ridge nördlich des Glen Shiel entlang gewandert und trotz Regen und Kälte hat uns die Gegend damals sehr gut gefallen. Diesmal sollte es die Ridge südlich des Glen Shiel werden, auch bekannt als South Glen Shiel Ridge oder South Cluanie Ridge. Zusätzlich wollten wir die 3 Munros nördlich des Loch Quietsch ...ähhh Loch Quoich absolvieren sowie The Saddle und dessen Nachbarn Sgurr na Sgine. Beinn Sgitheall bei Arnisdale stand ebenfalls optional auf der Routenliste, aber seine Lage abseits der anderen Gipfel machte es schwierig eine Tour zu entwerfen, welche diesen Berg ohne riesige Umwege einbezog.
Und so folgte die übliche Vorbereitung. Die Flüge wurden im Januar gebucht. Der Mietwagen folgte im April und Anfang Mai konnte es endlich losgehen. Wie immer verfolgten wir bis zuletzt den Wetterbericht, der typisches Aprilwetter ankündigte. Bewölkt, 2 bis 12 °C, Regenwahrscheinlichkeit zwischen 15 und 45 % für die 5 Tage.

6. Mai 2018

Sco2018 - Tag 5 - See you next year!



Der letzte Tag bestand nur noch aus Reisen. Von Aviemore ging es zunächst nach Perth wo wir am Tesco stoppten und die Rucksäcke mit den typischen Mitbringseln (Tee, Hot Cross Buns, Whisky, Porridge, Haggis, Crisps …) vollstopften. Von dort aus ging es zum Flughafen und vorheriger Mietwagenrückgabe. Diesmal mussten wir auch keine 200 GBP Strafe bei Ryanair zahlen, da wir schlauerweise bereits vorab eingecheckt hatten. Im Flughafen deckten wir uns abermals mit Souvenirs ein und flogen zurück nach Schönefeld. Mit vollzähligem Gepäck (letztes Jahr ging mein Rucksack verloren) fuhren heim und der letzte schloss gegen 21.30 die Wohnungstür auf.

Loch Morlich und die Cairngorms

Fazit


Die diesjährige Tour wird sicherlich nicht sofort ins Gedächtnis springen, wenn mich jemand nach Schottland fragt. Es gab schönere Jahre mit besserem Wetter. Aber es war natürlich trotzdem eine tolle Tour auch wenn das Wetter nicht mitgespielt hat. Aber eigentlich ist das nur ein Grund mehr im nächsten Jahr wieder nach Schottland zu kommen.

Route



5. Mai 2018

Sco2018 - Tag 4 - Die Sonne ist ein kleines Miststück

Entfernung: 25km
Anstieg: 1000m


Wir stellten den Wecker auf 7 Uhr, denn Zeit war heute das Schlüsselelement. Mit Hoffen und Bangen wagten wir einen Blick aus dem Zelt, ob wir vielleicht die Ridge des Chno Dearg erkennen konnten aber die Wolken hingen genauso tief wie gestern oder vorgestern, so dass wir die Hoffnung auf einen wolkenfreien Gipfel wohl streichen konnten.
Nach dem üblichen Frühstück packten wir den kleinen Tagesrucksack mit Regensachen, Müsliriegeln und Wasser und folgten einem Bach durch ein kleines Nebenteil in Richtung Sattel unterhalb des Chno Dearg. Das Laufen selbst bereitete keine Probleme, nach einer erholsamen Nacht ohne schweres Gepäck flogen wir förmlich hoch zu Gipfel.


Aufstieg zum Chno Dearg

Unterwegs traf ich George. George war sehr neugierig und … ein Frosch. Als ich ihn aufhob um ein paar Photos zu machen (ich mag Frösche) hatte George die Idee in meine geöffnete Jacke zu hopsen. Allerdings war nicht nur meine Regenjacke offen, sondern auch mein Windstopper und mein leichtes Vlies. So landete George im warmen Zwischenraum zwischen Shirt und Vlies und weil es da so schön warm und feucht war (wir hatten schon ein paar hundert Höhenmeter Aufstieg hinter uns) kroch er schnell in Richtung Rücken.
Das wäre für den kleinen George aber ziemlich gefährlich geworden, so dass ich den kleinen feuchten Kerl wieder hervor holte und ins Heidekraut setzte.


Das ist George.


Das bin ich.
Das bin ich bei der Suche nach George!


Unser Aufstieg wandelte sich von lustig zu ernst nur wenig später. Die letzten 200 Höhenmeter vor dem Gipfel kamen wir in die Wolken mit Sichtweiten von weit weniger als 50m. Vor uns türmte sich ein Schneefeld auf, welches nach oben hin immer steiler wurde.
Unser erster Mann stieg rechts im Schneefeld auf, was uns zu steil erschien. Rechts von uns war der Gipfel, es war also die direkte Route und wahrscheinlich auch die kürzeste. Ohne Steigeisen jedoch erschien es uns als sehr gewagt. Wir stiegen also gerade weiter zu einer Stelle wo Fels durchs Schneefeld ragte, aber auch hier erreichten wir eine Stelle an der es sehr steil aufwärts ging und wir nur mit Wanderstöcken und Wanderstiefeln hinauf mussten. Mir erschien das Risiko abzurutschen und weiter unten gegen den Fels zu prallen als zu groß, meine 2 verbliebenen Freunde jedoch traten sich kleine Tritte in den harten aber angetauten Schnee und stiegen erfolgreich hinauf. Ich schaute auf die Karte und glaubte, dass es links herum flacher wäre und stieg ca. 30m ab, ging ca 50m weiter links wieder hinauf und fand das Schneefeld viel weniger steil und ohne Hilfsmittel gut gangbar. Ich stand nun auf dem flachen Sattel oberhalb des Schneefeldes und fand recht bald einen meiner Kumpel vor mir Richtung Gipfel laufen. Am Gipfel selbst fanden wir unseren dritten Mann, aber unser Kumpel, welcher rechts aufgestiegen war, fehlte jedoch. Nach ca. 15 Minuten tauchte auch er aus der dicken Suppe auf und berichtete, dass er zurück gegangen und meine Spuren gefolgt war, da es zu steil gewesen war und er unterhalb einer Schneewächte umkehrte. Ohne dichten Nebel/Wolken wäre das alles kein Problem gewesen, da wir das Schneefeld einfach hätten an einer flachen Stelle passieren können.


Das Schneefeld. Nach diesen Felsen wurde es noch steiler


Auf dem Chno Dearg

Wieder vereint machten wir uns auf den Weg in Richtung Stob Coire Sgriodain den wir eigentlich gleich hinter der nächsten Nebelschwade vermuteten. Leider war er gute 2 km entfernt und das war hier oben gefühlt eine recht weite Strecke. Das Terrain war felsig und da wir den schwach sichtbaren Pfad bald verloren hatten, zog sich der Weg zum Stob ganz schön hin.


Abstieg vom Chno Dearg

Kurz vor dem Gipfel fanden wir den Pfad wieder (wir waren laut GPS zu weit südlich und westlich gelaufen) und standen bald oben auf dem Gipfel des letzten Munros der diesjährigen Tour. Was für eine Aussicht! Was für eine Aussicht wir wohl hätten genießen können, wenn wir nur 3 Stunden später hier oben gestanden hätten. So aber sahen wir gar nichts. Kein Loch Treig, keine Grey Corries, kein Ben Nevis, gar nichts. Nur Yetis die im Schneesturm kämpfen, mit anderen Worten, eine weisse Wand ringsum.
Die Peakfinder App, welche uns schon auf den anderen Wolkenverhangenen Gipfel ab und zu gezeigt hat, was wir hätten sehen können, zeigte alle o.g. Landschaften überlagert über das Kamerabild.


Auf dem Stob Coire Sgriodain

Wir kehrten um und folgten nun dem Pfad zurück Richtung Chno Dearg ohne diesen diesmal zu verlieren. Das Laufen war so um einiges einfacher und auch schneller. Kurz vor Sron Ruadh wären wir beinahe noch ins falsche Nebental abgestiegen, doch ein kritischer Blick auf GPS und Karte ließ uns den Fehler bemerken und der kräftige Wind blies uns förmlich zurück auf die Ridge. Von hier fanden wir den Weg ins richtige Seitental bzw Corrie und fanden sogar meine Fussstapfen durch das Schneefeld. Nach einem weiteren Abstieg standen wir wieder an den Zelten, ca. 3h nachdem wir gestartet waren.


Abstieg


Hinab zu den Zelten


Der Himmel reißt auf


Schneefeld unterhalb der Ridge

Ein Blick zurück zur Ridge. Sogar das Schneefeld und die Felsen an welchen wir uns trennten ist erkennbar. Sieht nicht sonderlich dramatisch aus. Im Nebel hingegen wirkte die Steilheit recht bedrohlich. Ich lief nach links von den Felsen, zwei meiner Freunde gerade nach oben und der letzte nach rechts, kehrte jedoch später um und folgte meinen Tritten.


Blümchen


Chno Dearg. Was für einen Unterschied ein paar Wölkchen machen.

Wir kochten uns etwas Wasser für Kaffee und Suppe, packten alles zusammen und machten uns auf den langen Weg zurück zum Auto. Im Gegensatz zu den letzten Tagen die wir weglos oder nur auf schmalen Pfaden gegangen waren, lagen nun 14km entlang einer breiten Forststraße vor uns.


Strathossian House.

14 überaus langweilige Kilometer


Ein letzter Blick zurück zum Schneefeld. Sogar unsere Spuren sind sichtbar


Glen Ossian


Der Weg...


Ob die Schotten schon mal was von nachhaltiger Forstwirtschaft gehört haben?


Die harte Straße war am Ende recht schmerzhaft für die Füsse


Ein Munro für einen anderen Tag:: Beinn a Chaorain


nochmal Blümchen

Alte Laubbäume durften stehen bleiben


Entfernte Berge, vielleicht die Grey Corries und Aonachs.

Der Weg zurück zog sich, aber wir schafften die 14km in unter 3h. Während dessen wurde das Wetter immer besser und wäre Petrus schlecht auf uns zu sprechen würde ich ihm glatt Absicht unterstellen. Unterwegs legten wir nacheinander Regenjacke und dann den Windstopper ab und liefen nur im T-Shirt schwitzend in der Sonne. Es war wirklich wie verhext. Das beste Wetter der Tour hatten wir in den letzten beiden Stunden.
Endlich zurück am Auto wechselten wir die Klamotten und hatten noch ein Begegnung der anderen Art mit einer Banane … siehe Bild


Die Rache der Banane!

Von unserem PArkplatz an der A86 fuhren wir in Richtung Inverness (völlig die falsche Richtung um nach Glasgow zu kommen) und stoppten bei Glenmore Campground aus dem einfachen Grund, weil wir wussten, dass dort immer ein Plätzchen frei ist und weil sie warme Duschen hatten. Sogar unsere Zelten konnten wir an den gewohnten Fleck wie letztes Jahr stellen (Merke: unbedingt 6m Abstand zum Nachbarzelt wegens: FIRE REGULATIONS!). Was uns ein wenig schockte waren die Preise. Wir zahlten für eine Nacht für 4 Pers. und 2 Zelte 72 GBP! Die freundliche Lady in der Rezeption erklärte, dass an diesem Wochenende ein Bank Holiday im UK war und deswegen wäre es sehr teuer. Nun ja, war halt teuer aber nix zu machen.
Wiedergeboren nach einer heissen Dusche fuhren wir nach Aviemore und bekamen glücklicherweise recht schnell einen Tisch im MacDui’s und durften leckeres Ale, Haggis, Burger und Crumble geniessen. Nach dieser Fressorgie ging es zurück auf den Campingplatz.


Aviemore Bahnhof

4. Mai 2018

Sco2018 - Tag 3 - Laut unserem GPS waren wir auf den Bergen, laut unseren Augen waren wir in Omi’s Waschküche

Strecke: 21km
Aufstieg: 1200m


Der neue Morgen unterschied sich in keiner Weise vom davorliegenden obwohl wir alle auf besseres Wetter gehofft und das auch mit einem kräftigen Schluck Whisky bekräftigt hatten.
Die Wolkendecke hing noch immer tief ind en Bergen und von den Gipfeln war nichts zu sehen. Allerdings regnete es nicht mehr und es war gefühlt auch nicht mehr so kalt wie am Tag zuvor. Während wir unser Porridge genossen riss die Wolkendecke sogar an manchen Stellen auf und wir konnten den Gipfel des Carn Dearg sehen, aber nach wenigen Minuten war wieder alles zu und dunkel.
Heute mussten wir unser Camp nahe der Culra Bothy verlassen und so langsam den Bogen zurück Richtung Parkplatz einschlagen. Dies bedeutete dass wir heute zwei Route gehen konnten. Die Talroute nach Südwesten über den Bealach Dubh zur Corrour Lodge oder aber über die 4 Munros (Carn Dearg bis Beinn Eibhinn) nördlich davon. Trotz des miesen Wetter entschieden wir uns für die letztere Option mit Tagesziel Ossian Valley nahe dem Strathossian House..


Neuer Morgen, neues Wetter?


Wir verlassen das Camp an der Culra Bothy.


Nach Südwest zu Loch an Sgoir

Wir packten also unser Gerümpel folgten dem Pfad in Richtung Bealach Dubh. Beim Losgehen überholten uns drei Wanderer drei Wanderer, die wahrscheinlich ebenso deutsch waren wie wir auch, denn außer einem schmallippigen Hello, brachten sie nix heraus. Wenn wir Schotten oder Engländer getroffen haben, so ergab sich meist ein kleiner Smalltalk über Wetter, Wanderroute oder die Berge. Eine halbe Stunde später kam uns ein junges Paar entgegen, die uns ebenfalls nur mit Hello grüßten. Vllt auch Deutsche? Ich muss aber zur Verteidigung der anderen Wanderer sagen, dass wir auch nicht versuchten ihnen ein Gespräch aufzuhalsen. Es ist nur eine Beobachtung, dass gerade die Menschen aus den englischsprachigen Ländern sehr viel eher dazu neigen Smalltalk zu beginnen also beispielsweise das bei uns der Fall ist.


Am Zusammenfluss der zwei größeren Bäche unterhalb des Bealach Dubh.


Ein schönes kleines Tal


Aufstieg zum Loch an Sgoir


Das Loch


Das “Landsschaftsfeature” Diollaid a Chairn nahe dem Carn Dearg

Wir verließen das Tal ungefähr dort, wo der Bach des Loch an Sgoir in das Flüsschen im Tal fließt und folgten dem Bach hinauf zum Loch und weiter zu einem Einschnitt im Bergrücken namens Diollaid a Chairn. Kurz zuvor erreichten wir übrigens wieder die Suppe, den Nebel, die Wolken, nennt es wie ihr wollt, wir sahen jedenfalls nicht mehr viel.
Hier oben entledigten wir uns wie gewohnt der schweren Rucksäcke und schwebten leichten Fußes zum Carn Dearg. Der Gipfel war knapp 2km entfernt und das Laufen ohne schwere Last recht einfach, so dass wir innerhalb von 45 min hin und zurück waren. Die Aussicht war wie immer traumhaft schön. Jeder konnte sich durch das graue Nichts des Nebels einfach etwas schönes träumen.
Wie schon am Vortag waren wir zum Navigation völlig auf unsere Garmins angewiesen.


Die Aussicht vom Carn Dearg. (Peakfinder app)


Die Ridge zwischen Carn Dearg und Geal Charn. Bei besserem Wetter sicherlich ein Traumweg.

Der Anstieg hoch zum Geal Charn entlang der Ridge zwischen den 2 kleinen Bergseen (schottisch: Lochans) war recht fordernd und vor allem steil. Bis zur steilsten Stelle war der Pfad nass und stellenweise etwas ausgesetzt aber sicher zu gehen. Wir scheuchten ab und an ein paar Moorhühner auf, die bis zum Zeitpunkt des Hochfliegens völlig unsichtbar zwischen den Felsen auf dem Gras hockten.
Nun an der steilsten Stelle begann ein Schneefeld, welches hoch über uns im nichts verschwand. Es gab offensichtlich keinen Weg außen herum und so waren wir gezwungen ohne jegliche Winterausrüstung dieses steile Schneefeld koch zu stapfen. Der Schnee war angetaut und damit relativ weich, so dass wir wenigstens recht guten Halt hatten.


Aufstieg zum Geal Charn (the steep part)


Auf dem Plateau


Sleigh bells ring, are you listening
In the lane snow is glistening
A beautiful sight, we're happy tonight
Walking in a winter wonderland



Eine kurze Schweigeminute für unseren vermissten Freund: den SONNENSCHEIN!

Wie schon am Vortag waren hier oben Whiteout-Conditions wie die Briten sagen würden. Alles herum war weiss, Konturen waren nicht auszumachen und ohne GPS hätten wir den Gipfel nie gefunden. Ohne GPS wäre die gesamte Route nicht machbar gewesen.
Über die 2 Munros nach Geal Charn, das sind Aonach Beag (1116m) und Bheinn Eibhinn, lässt sich nicht viel schreiben. Es ging auf dem Pfad auf und ab, jedoch ohne weitere Schneefelder und wie gehabt ohne Aussicht. Das Laufen war einfach aber auch irgendwie dumpf. Nur ein Moorhuhn (oder war es ein Schneehuhn) ab und an sorgte für kurze Abwechslung. Nach dem Aonach Beag folgte die Doppelspitze des Bheinn Eibhinn (1102m), wo wir an der zweiten, hinteren stoppten, welche laut Karte die niedrigere ist.


Auf einem der Gipfel…


Ein Anstieg


Irgendwo nahe Beinn Eibhinn

Nach Bheinn Eibhinn wussten wir, dass es von nun an für den restlichen Tag fast nur noch bergab gehen sollte. Wir planten unser Camp nahe dem Strathossian House aufzuschlagen. Wir folgten also dem Pfad, welcher vom Bheinn hinab führte in Richtung Corrour Lodge bis zum Meall Glas Choire, traversierten dann den Südhang des Mullach Coire nan Nead und standen alsbald am oberen Ende des Coire nan Nead. Unterwegs kamen wir durchstiessen wir die Wolkendecke (nach unten) und waren angenehm überrascht, als wir einen schönen Ausblick auf das Loch Ossian bis zur Corrour Station erhaschen konnten.


Loch Ossian


Nahe dem Loch Ghuilbinn


Strathossian House


Beim Queren des River Ossian

Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Wir stiegen durch das Coire nan Nead ab was in Teilen zumindest recht steil war und für etwas Erheiterung sorgte wenn es jemanden auf den Hintern setzte. Unten angelangt am Ufer des Loch Ghuilbinn stießen wir auf einen Landrover Track, welchem wir nach Westen zur Brücke über den River Ossian folgten. Von hier aus folgten wir recht müde und geschafft der hässlichen, breiten, harten und einfach unansehnlichen Straße welche von der A86 bis zur Corrour Lodge verläuft und an deren Abzweig unser Auto stand.
Heute war es allerdings noch nicht soweit, dass wir zurückkehren mussten und wir verliessen den Weg am Bach Allt Feith Thuill, welchem wir ca. 200m weglos folgten bis wir eine schöne Campstelle fanden. Leider war diese auf der anderen Seite des Baches (zu tief oder schnell zum Furten), so dass wir abermals zurück zur Strasse und auf der anderen Bachseite hoch zur Campstelle liefen.
Dort stellten wir die Zelte auf, kochten Nudeln und Tee und vereinbarten am nächsten Morgen den Wecker auf 7 Uhr zu stellen um dann am Morgen die beiden Munros nördlich von uns zu bezwingen.




Camp nahe der Corrour Straße


20 meter neben den Zelten. Die Reste unseres Abendmahls. HAHA! Keine Sorge, es gab nur Spaghetti.

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